US-Strahlenschutzexperten: strahlenbedingte Gesundheitsrisiken von Fukushima-Daiichi «sehr gering»

Aufgrund der bisher erhobenen Daten gehen amerikanische Strahlenschutzexperten von «sehr geringen» strahlungsbedingten Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung wie auch des Personals durch den Reaktorunfall vom 11. März 2011 in Fukushima-Daiichi aus.

14. März 2012

Namhafte Strahlenschutzexperten erläuterten am 1. März 2012 im National Press Club in Washington DC vor eingeladenen Medienvertretern die radiologischen Auswirkungen aus dem Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi. Den Anlass «Risks and Effects of Radiation: Putting Fukushima in Context» hatte die amerikanische Health Physics Society (HPS) organisiert.

Kathryn Higley – Dozentin für Strahlenschutzphysik am Department of Nuclear Engineering & Radiation Health Physics der Oregon State University – erklärte, aus radiologischer Sicht seien «sehr, sehr geringe Auswirkungen» zu erwarten. Sie fügte bei: «Der Grund dafür ist, dass wir verstehen, wie Radionuklide sich in der Umgebung bewegen, wie sie sich verteilen und wie Menschen den Nukliden ausgesetzt sein können. Weil wir das verstehen, sind wir in der Lage, Entscheidungen zu treffen, um die Exposition zu blockieren.» Umgehende Evakuierungen und die schnelle Überwachung der Lebensmittel durch die japanischen Behörden hätten dazu beigetragen, die Strahlenexposition der Öffentlichkeit tief zu halten, so Higley weiter. Mit diesen Massnahmen habe die Regierung einen grossen Teil der Bevölkerungsexposition wirksam blockieren können.

Robert Gale, Mediziner und Gastprofessor am Imperial College London, wies darauf hin, rund 20'000 Menschen seien an den Folgen des Erdbebens und der nachfolgenden Flutwellen gestorben, doch kein Todesfall sei auf Strahlung aus dem Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zurückzuführen. Gale stellte vorläufige Daten zu den 10'000 Einwohnern aus der Nachbarschaft des Kernkraftwerks vor, die vermutlich die höchsten Strahlendosen erhielten, nämlich:

  • 5800 Personen Dosen weniger als 1 Millisievert (mSv)
  • 4100 Personen Dosen zwischen 1 und 10 mSv
  • 71 Personen Dosen zwischen 10 mSv und 20 mSv
  • 2 Personen Dosen zwischen 20 mSv und 23 mSv

Diese Werte verglich er mit der durchschnittlichen Jahresgesamtdosis aus der natürlichen Hintergrundstrahlung von etwa 3,1 mSv, der jeder Bewohner der USA ausgesetzt sei. In den meisten Ländern liegt die natürliche Hintergrundstrahlung – einschliesslich der natürlichen Strahlung in Gebäuden – im Bereich von 2 bis 4 mSv im Jahr.

Die Bevölkerungsdosen aus dem Fukushima-Daiichi-Unfall seien somit so gering, dass epidemiologische Studien zu keinen Ergebnissen führen würden, die einer wissenschaftlichen Überprüfung standhielten, gab John Boice, Professor an der Vanderbilt University School of Medicine und Krebsepidemiologe, zu Bedenken.

Langfristige seelische Wunden befürchtet

Die Experten waren sich einig, dass die physischen Gesundheitsrisiken der Strahlenexposition zu gering seien, um messbar zu sein. Der Reaktorunfall hätte indessen trotzdem gesundheitliche Folgen: Psychologische Traumata wegen den Evakuierungen könnten sich als das grösste Gesundheitsrisiko herausstellen, warnten die Experten.

Quelle

M.A. nach HPS, Medienmitteilung, und NucNet, 6. März 2012

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft