Vier Reaktorsysteme: britische Vorprüfung bestanden

Die zuständigen britischen Behörden – der Health and Safety Executive (HSE) und die britische Environment Agency (EA) – haben den ersten Schritt des Generic Design Assessment (GDA) genannten Vorlizenzierungsverfahren für neue Reaktorsysteme abgeschlossen. Demnach besteht bei keinem der vier 2007 zugelassenen Systeme – dem EPR der Areva/EDF, dem ACR 1000 der AECL, dem ESBWR der GE-Hitachi und dem AP1000 der Westinghouse – ein Hinweis auf Nichterfüllung der Sicherheits- und Umweltschutzanforderungen und sie könnten alle an einem bewilligten Standort gebaut werden.

27. März 2008

Der HSE und die EA prüften die vier Reaktorsysteme, die im letzten Sommer zur Vorlizenzierung zugelassen worden waren, im ersten Schritt auf Grund der Auslegungsunterlagen der Hersteller. Die unabhängige technische Überprüfung der Herstellerangaben steht beim nächsten Schritt an, der in sechs Monaten beginnen soll. Die Ergebnisse der Vorprüfung wurden zuerst Ende Februar 2008 an einem Seminar mit Vertretern der vier Hersteller sowie der elf Unternehmen diskutiert, die in Grossbritannien neue Kernkraftwerke bauen oder sich an solchen beteiligen möchten. Am 18. März publizierte der HSE die wichtigsten Ergebnisse auf seiner Internetsite. Noch nicht entschieden ist, welche der vier vorgeprüften Systeme zu den nächsten GDA-Schritten zugelassen werden.

Öffentlichkeit: beachtliches Interesse - kaum Reaktionen

Wie von der Regierung beschlossen, kann die breite Öffentlichkeit seit September 2007 die Auslegungsunterlagen aller vier Systeme auf dem Internet einsehen, eine Daten-CD anfordern oder sich Papierkopien beschaffen, um bei den Behörden per Brief oder E-Mail Kommentare einzureichen. In den ersten sechs Monaten dieser Konsultation, die noch bis zum Abschluss des GDA in drei Jahren dauern soll, zeigten die rund 80'000 Besuche auf den verschiedenen Internetseiten und die Unterlagenbestellungen ein beachtliches Interesse der Öffentlichkeit auf. Allerdings gingen bis Mitte Februar 2008 nur 29 Kommentare ein, wovon 12 von allgemeiner Natur. Am meisten kritisiert wurde die Präsentation der Systeme durch die vier Gesuchsteller. Die Behörden werten die Kommentare laufend aus und beantworten Fragen umgehend.

Enge internationale Behördenzusammenarbeit

Auch wenn jedes Land die Verantwortung für die Sicherheit seiner Kernanlagen selber trägt, sucht der HSE die Zusammenarbeit mit den Behörden der Länder, wo die vier Reaktorsysteme bereits begutachtet worden sind. Entsprechend hat er Zusammenarbeitsabkommen mit der amerikanischen NRC, der finnischen STUK/VTT, der französischen ANS/IRSN und der kanadischen CNSC geschlossen.

Im Bericht über die Vorprüfung stellt der HSE fest, dass noch keines der vier Systeme über eine Betriebsbewilligung verfüge, und fasst den internationalen Stand der Vorlizenzierung zusammen. Am weitesten gediehen sei die Auslegungsüberprüfung beim EPR, der in Finnland und Frankreich ja schon im Bau steht. Es folge der AP1000 in den USA, wo allerdings wegen einer grossen Zahl Änderungen eine Neubeurteilung durch die NRC eben erst begonnen habe. Dahinter lägen der ESBWR, dessen Vorlizenzierung in den USA bis 2009 erwartet werde, und der ACR 1000. Wegen Abweichungen der Auslegung infolge technischer Weiterentwicklung und Anpassungen an Besonderheiten der verschiedenen Länder könnten diese Ergebnisse allerdings nur bedingt auf das GDA übertragen werden.

Unabhängige Überwachung des Verfahrens

Mit der Überwachung der verschiedenen Verfahrensschritte hat der HSE ein unabhängiges Process Review Board betraut. Seine vier Mitglieder haben am 18. März ebenfalls einen ersten Bericht vorgelegt. Er stellt dem HSE und der EA ein gutes Zeugnis aus: Die gewählte Organisationsform sei zweckmässig und habe sich bewährt, auch wenn noch Doppelspurigkeiten zu beheben seien. Freilich sei im Hinblick auf den Arbeitsanfall der kommenden sechs Monate und der folgenden Verfahrensschritte das Joint Programm Management Team noch zu verstärken. Dies wäre auch dann nötig, wenn von den vier angemeldeten Systemen am Schluss nur drei geprüft würden. Im Übrigen kritisiert das Board - ähnlich wie die breite Öffentlichkeit - die Präsentation der Systeme durch die Gesuchssteller und hält sie für verbesserungswürdig.

Quelle

P.B. nach HSE, Medienmitteilung mit Beilagen, 18. März 2008

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