Weltbank erlaubt die Finanzierung von Kernkraftwerksprojekten

Die Weltbank hat beschlossen, ihr jahrzehntelanges Verbot zur Finanzierung von Kernenergieprojekten aufzuheben. Dieser Entscheid soll Ländern mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihres Energiemix geben.

18. Juni 2025
Treffen zwischen Grossi und Banga
An einem Treffen von IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi (vorn, rechts) mit Weltbank-Präsident Ajay Banga (links, Mitte) am 22. April 2025 betonte Grossi die Bedeutung der Finanzierung der Kernenergie.
Quelle: Rafael Grossi auf X

Weltbank-Präsident Ajay Banga bestätigte den Kurswechsel in einer internen Mitteilung an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erläuterte darin die Gründe. Der Zugang zu Strom sei ein grundlegendes Menschenrecht und essenziell für Entwicklung, da diese für Arbeitsplätze, Gesundheitssysteme, Bildung, sauberes Wasser und öffentliche Sicherheit notwendig ist. Die Nachfrage werde mit Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Digitalisierung weiter steigen.

Ziel ist es, den Ländern die Flexibilität zu geben, selbst zu entscheiden, wie sie eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen, besonders da der Strombedarf in Entwicklungsländern bis 2035 voraussichtlich mehr als doppelt so hoch sein wird. Die Weltbank schätzt, dass die Investitionen in Erzeugung, Netze und Speicher von heute USD 280 Mrd. auf rund USD 630 Mrd. steigen müssen.

Banga erklärte, man werde in Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und anderen Partnern die Verlängerung der Lebensdauer bestehender Reaktoren unterstützen sowie Netzausbau und Infrastruktur fördern. Zudem solle das Potenzial kleiner, modularer Reaktoren (SMRs) beschleunigt werden, damit sie für mehr Länder eine tragfähige Option werden.

Über die Beteiligung an «Upstream-Gas» besteht laut Banga im Weltbank-Vorstand noch keine Einigkeit; derweil seien vertiefte Analysen zu Kernenergie, Kohlenstoffabscheidung und Meeresenergie geplant. Banga wertete die konstruktiven Diskussionen als bedeutenden Fortschritt hin zu einer klaren Strategie, Elektrizität als Motor der Entwicklung zu fördern.

Sama Bilbao y León, Generaldirektorin der World Nuclear Association (WNA), begrüsste den Entscheid als «entscheidenden Wendepunkt» in der internationalen Energiepolitik und betonte, dass der Zugang zu Finanzierung entscheidend sei, um die Vorteile sauberer und zuverlässiger Kernenergie weltweit zugänglich zu machen. Die WNA wolle die Zusammenarbeit mit der Weltbank und anderen multilateralen Entwicklungsbanken fortsetzen, um deren Kapazitäten für Entscheidungen zur Kernenergiefinanzierung zu stärken.

Weltbank und Nuklearprojekte

Die Weltbankgruppe, deren grösster Anteilseigner mit 17% die USA sind, ist eine multilaterale Entwicklungsbank mit dem Ziel, extreme Armut zu beenden und gemeinsamen Wohlstand auf einem lebenswerten Planeten zu fördern. Laut eigenen Angaben stellte sie im Jahr 2024 insgesamt USD 117,5 Mrd. in Form von Krediten, Zuschüssen, Beteiligungen und Garantien für Partnerländer und private Unternehmen bereit. Die Organisation sieht sich angesichts mehrerer, miteinander verknüpfter globaler Krisen unter wachsendem Handlungsdruck.

Obwohl einige multilaterale Entwicklungsbanken Finanzierungen für den Rückbau oder die Modernisierung bestehender Kernkraftwerke bereitgestellt haben, beteiligen sie sich nicht an der Finanzierung von Neubauprojekten. Die einzige Finanzierung der Weltbank für neue Kernenergiekapazitäten war ein Kredit über USD 40 Mio. im Jahr 1959 für das erste Kernkraftwerk Italiens.

Anfang März 2024 hatte die neue Präsidentin der Europäischen Investitionsbank (EIB), Nadia Calviño, ihre Bereitschaft signalisiert, im Rahmen einer Neuausrichtung des multilateralen Darlehensgebers, neue Nuklearprojekte zu finanzieren.

Quelle

M.A. nach WNN, 12. Juni 2025

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