Wenn einer eine Reise tut...

Der kürzeste Weg vom bayerischen Deggendorf ins badische Karlsruhe beträgt 8800 km und führt über das Schwarze Meer und Antwerpen. Dies gilt wenn es sich um den Transportweg des Hauptspektrometers des Karlsruhe-Tritium-Neutrino-Experiments (Katrin) handelt, das 24 m lang ist, einen Durchmesser von 10 m hat und 200 t wiegt.

3. Okt. 2006
Das Hauptspektrometer, Herzstück des Karlsruhe-Tritium-Neutrino-Experiments (Katrin), in der Montagehalle in Deggendorf (Bayern).
Das Hauptspektrometer, Herzstück des Karlsruhe-Tritium-Neutrino-Experiments (Katrin), in der Montagehalle in Deggendorf (Bayern).
Quelle: FZK

Der Landweg kam aufgrund dieser Ausmasse nicht in Frage, und somit begab sich das Spektrometer am 28. September 2006 auf eine Schiffsreise rund um Europa: Auf der Donau wird es bis zum Schwarzen Meer transportiert, dort umgeladen und per Schiff über Bosporus, Mittelmeer, Gibraltar, Atlantik und Nordsee nach Antwerpen gebracht. Nach erneutem Umladen geht die Reise weiter über den Rhein bis Eggenstein-Leopoldshafen. Kurz vor Ende der Reise wird die grösste logistische Herausforderung zu meistern sein: die Fahrt vom Hafen bis zum Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) mit einem Tieflader. Ende November wird der grösste Kran Europas den 200 t schweren Behälter an sein endgültiges Reiseziel heben.

Hochpräzise Waage für Neutrinos

Im FZK entsteht zurzeit mit Katrin die präziseste Waage der Welt für Neutrinos. Ihr Herzstück ist das Hauptspektrometer. Darin kann die Energie der beim Tritiumzerfall entstehenden Elektronen mit bisher unerreichter Genauigkeit gemessen werden. Um diesen Messprozess ohne Störungen durchführen zu können, muss im Spektrometertank ein Ultrahochvakuum (UHV) erzeugt werden. Mit einer Oberfläche von mehr als 600 m2 ist Katrin der weltweit grösste bisher hergestellte UHV-Tank.
In der internationalen Gruppe von mehr als 120 Wissenschaftern, Technikern und Studierenden, die sich zu diesem «Weltexperiment» zusammengefunden hat, sind praktisch alle auf dem Gebiet der Neutrinomassenbestimmung engagierten Forschungseinrichtungen beteiligt. Nach Abschluss aller Installationsarbeiten wird in den Jahren 2009/2010 das Karlsruhe-Tritium-Neutrino-Experiment mit den mehrjährigen Messungen beginnen, um endgültig die Frage zu beantworten: Wie schwer ist ein Neutrino?

Quelle

B.A. nach FZK, Pressemitteilung, 4. Oktober 2006

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