Wirbel um Schweizer Kernkraftwerkspläne
Braucht die Schweiz ein neues Kernkraftwerk, damit die Strom-Versorgungssicherheit auch nach 2020 sichergestellt ist? Das "Ja" des vormaligen Atel-CEO Alessandro Sala in einem Interview in der "SonntagsZeitung" vom 11. April 2004 löste heftige Resonanz in den Schweizer Medien aus.
Die Schweiz befindet sich in der Energiesackgasse, schreibt die SonntagsZeitung am 18. April. Martin Pfisterer, Mitglied der BKW-Unternehmensleitung, führt im gleichen Artikel aus: "Unter dem Strich gibt es praktisch nur zwei Kraftwerkstechnologien, die in Zukunft Strom im Aus-mass liefern können, das die Schweiz benötigt: Fossile Technologie in Form vorab von Gas- und Dampfkraftwerken und neue, weiterentwickelte Kernkraftwerke."
Wie Hans Rudolf Gubser in der NZZ am Sonntag vom 18. April vermerkt, kommt die nukleare Option vor allem wirtschaftlich sehr gut weg. Gubser leitet Axpo-intern eine Projektgruppe, welche die Energieoptionen 2020 untersucht. Wolle man den Ausfall von Beznau unterbruchsfrei mit einem neuen KKW kompensieren, so müsse der Entscheid wegen der langen Projektierungs-, Bewilligungs- und Bauzeiten möglichst im nächsten Jahr fallen, so Gubser. Auch die BKW denken über den dereinstigen Ersatz des Kernkraftwerks Mühleberg nach, wie Pfisterer in demselben Artikel erläutert. Man benötige zügig klare Vorstellungen, wie es mit der Stromproduktion in der Schweiz weitergehen soll. Er sei zuversichtlich, dass sich ein neues Kernkraftwerk auch politisch realisieren lasse, wenn man es der Bevölkerung richtig erklärt, bemerkt Pfisterer. Es sei kein Stromversorger in der Schweiz in der Lage, ein neues Kraftwerk in eigener Regie zu bauen. Es wäre also wohl eine Lösung über ein Konsortium mehrerer Partner anzustreben, wie man das von bestehenden Kraftwerken her schon kenne, so Pfisterer. Die BKW stünden auf verschiedenen Stufen in Kontakt mit der Axpo, der EOS und der Atel.
Quelle
D.S. nach Sonntags-Zeitung und NZZ am Sonntag, 18. April 2004