Zürcher AKW-Beteiligungen: Unternehmer bieten sich als Käufer an

Die Stadt Zürich muss gemäss Volksentscheid aus dem Jahr 2016 ihre Beteiligungen an Kernkraftwerken bis 2034 verkaufen. Erste Gespräche zum Erwerb von Anteilen durch Schweizer Industrieunternehmen blieben ohne Ergebnis. Dennoch halten zwei Firmen aus der Papierindustrie und Metallverarbeitung an ihrem Kaufinteresse fest.

23. Dez. 2025
Ansicht des Kernkraftwerks Gösgen
Die Stadt Zürich besitzt eine Beteiligung am Kernkraftwerk Gösgen, das Ende Februar 2026 wieder ans Netz gehen wird.
Quelle: Kernkraftwerk Gösgen

Die Stadt Zürich ist über das Elektrizitätswerk (ewz) mit 15 % am Kernkraftwerk Gösgen beteiligt. Zudem hält sie eine Beteiligung von 20,5 % an der Aktiengesellschaft für Kernenergiebeteiligungen Luzern (AKEB). Dadurch besitzt sie Bezugsrechte für Strom aus dem Kernkraftwerk Leibstadt sowie den französischen Anlagen Bugey und Cattenom. Nach einem Volksentscheid vom 5. Juni 2016 ist die Stadt Zürich verpflichtet, diese Beteiligungen bis spätestens 2034 zu veräussern.

Konkrete Fortschritte beim Verkauf blieben bislang aus. 2020 hiess es, dass die Stadt über 100 potenzielle Käufer weltweit angesprochen und es nur zwei unverbindliche Angebote ausländischer Unternehmen gegeben habe. Der Zürcher Stadtrat erachtete die Offerten als ungeeignet und stellte den Verhandlungsprozess ein.

Privatunternehmen zeigen Interesse am Erwerb der Beteiligungen

Im Dezember 2025 berichtete nun die Zeitschrift «Tages-Anzeiger», dass 2023 und 2024 einige Unternehmen aus der Schweizer Maschinen- und Techindustrie bei der Stadt Zürich vorstellig wurden, um Möglichkeiten eines Erwerbs der Kraftwerksbeteiligungen zu prüfen. Koordiniert wurde die Initiative durch Jean-Philippe Kohl, dem Vizedirektor und Leiter Wirtschaftspolitik des Verbands der Schweizer Tech-Industrie (Swissmem). Die beteiligten Unternehmen zeigten grundsätzliches Interesse, doch konkrete Offerten kamen nicht zustande. Kohl sagte: «Die Stadt Zürich hat das intern abgeklärt und uns mitgeteilt, dass ein Verkauf kaum möglich sei, weil man damit bei den anderen Aktionären des AKW wohl aufgelaufen wäre.» Laut Recherchen des Tages-Anzeigers wurden keine Abklärungen bei den anderen Aktionären getätigt.

Ein Sprecher der Stadt bestätigte die Gespräche mit den Unternehmern gegenüber der Zeitung. Man sei grundsätzlich verkaufsbereit, verlange aber, dass sämtliche Risiken und Pflichten auf die Käuferschaft übergehen. «In einem nächsten Schritt müssten Interessenten aufzeigen, wie sie Haftungsrisiken decken wollen und wie die Höhe des Kaufpreises ermittelt werden soll», hiess es seitens Stadt Zürich. Laut Kernenergiehaftpflichtgesetz haftet jedoch die Betreibergesellschaft eines Kernkraftwerks im Schadensfall und nicht der Aktionär. Derzeit steht das Kernkraftwerk Gösgen wegen ausserplanmässigen Instandhaltungsarbeiten noch bis Ende Februar 2026 still.

Trotz der ersten Absage zeigen Schweizer Privatunternehmen noch immer Interesse an der Übernahme der Beteiligungen. Zu den Interessenten gehören das Verpackungsunternehmen Modelgroup Schweiz, das für seine energieintensive Papierproduktion rund um die Uhr verlässliche und CO2-neutrale Bandenergie benötigt und bereits Prozessdampf aus Gösgen für die Papierherstellung bezieht. Vom günstigen Strom aus dem Langzeitbetrieb von Gösgen möchte auch der Metallverarbeiter Fischer aus Reinach profitieren und so auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben.

Quelle

B.G. nach Tagesanzeiger, Artikel, 20. Dezember 2025, sowie Dokumente der Stadt Zürich zu ihren AKW-Beteiligungen

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