Zwilag nimmt zu hohen Temperaturen der Lagerbehälter Stellung

18. Okt. 2000

Bei den Berechnungen der Betonstrukturen im Lagergebäude für hochradioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente des zentralen Zwischenlagers Würenlingen (Zwilag) wurde 1994 von Temperaturen der Behälter bis 60 °C ausgegangen. Die Betonbodenplatte, insbesondere der vorgesehene Epoxibelag, waren dafür ausgelegt. Diese Auslegungsdaten decken sich auch mit denjenigen im deutschen Brennelementlager Gorleben. In der Zwischenzeit wurden Behälter mit grösseren Kapazitäten entwickelt, welche demzufolge auch höhere Oberflächentemperaturen aufweisen werden. Die Behälter können bei maximaler Beladung Oberflächentemperaturen bis 110 °C erreichen (Auslegung). Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) hat anlässlich der Prüfung der Gesuche der Werke für die Lagerbehälter auf die Diskrepanz zwischen der Behältertemperatur und der zulässigen Betontemperatur aufmerksam gemacht. Sie verlangt Vorschläge über zu treffende Massnahmen, wenn Behältertemperaturen von 60 °C überschritten werden. Eine Rückfrage in Gorleben hat ergeben, dass der Betonboden nachgerechnet wurde und seit Februar 1997 am Boden der Behälter Oberflächentemperaturen bis 140 °C zugelassen sind. Ein entsprechender Bericht vom Zwischenlager Gorleben wurde umgehend an die HSK weitergeleitet. Diese verlangt einen Vergleich der Randbedingungen bezogen auf die Situation Zwilag. Ein Auftrag an den Planer zur Berechnung der Auswirkungen der hohen Temperatur auf das Bauwerk ist erteilt. Als Alternative ist der Einsatz einer Wärmedämmplatte, die zwischen Behälterboden und Betonboden gelegt wird, möglich. Bei einer Behälterbodentemperatur von 110 °C führt der Einsatz einer Wärmedämmplatte zu einer Betonbodentemperatur von 53 °C. Solche Platten sind in Gorleben im Einsatz. Sie wurden dem Zwilag zum Verkauf angeboten, da sie nicht mehr benötigt werden. Die Einlagerung von Behältern sollte aus heutiger Sicht keine Verzögerungen erfahren. Die HSK wünscht während der Wintermonate wegen der unsicheren Strassenverhältnisse keine Transporte, d.h. die erste Einlagerung kann ab März 2001 erfolgen. Dies sollte aus Sicht der Betriebsleitung des Zwilag möglich sein.
Die Situation bei der Verbrennungsanlage präsentiert sich - nachdem Zwilag den Vertrag mit MGC (Moser-Glaser & Co. AG, Energie- und Plasmatechnik) am 11. September 2000 gekündigt hatte - wie folgt: Eine Expertengruppe hat am 19. Oktober die Arbeit aufgenommen. Sie besteht aus je einem Vertreter von Belgoprocess (Brüssel), Retech (USA) und dem ehemaligen Projektleiter von MGC, der beim Zwilag angestellt ist. Die Aufgaben der Gruppe sind unter anderem die Aufnahme des Ist-Zustandes, die Begutachtung der offenen Punkte und die Stellungnahme zu Anlageänderungen. Die Firma Belgoprocess wurde ausgewählt, weil sie in Mol eine ähnliche Anlage (Cilva) betreiben wie das Zwilag. Cilva umfasst Konditionierungsanlage, Verbrennungsanlage und Zwischenlager. Sie wurde von der HSK als Referenzanlage anerkannt. Eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem Betreiber dieser Anlage ist von beidseitigem Nutzen. Mit Belgoprocess besteht schon seit Mai 1997 ein Zusammenarbeitsvertrag. Verschiedene Zwilag-Mitarbeiter haben Cilva zu Ausbildungszwecken besucht. Die Arbeitsgruppe hat Anfang November ihre Stellungnahme abgeliefert. Sie kommt zum Schluss, dass keine schwerwiegenden Hindernisse für eine erfolgreiche Inbetriebsetzung der Verbrennungsanlage vorliegen. Der Verwaltungsrat entscheidet an seiner Dezembersitzung über das weitere Vorgehen und den notwendigen Zusatzkredit.

Quelle

J.-P. Wenger

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