Zwischenfall in südkoreanischem Kernkraftwerk: Viel Lärm um nichts
Im Reaktorgebäude des südkoreanischen Kernkraftwerks Wolsong-3 liefen am 4. Oktober 1999 während eines routinemässigen Anlagenstillstands 40–50 l schweres Wasser aus.
Nach Auskunft der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO befanden sich 22 Arbeiter im Gebäude, als es während der Demontage einer Moderatorpumpe zur Leckage kam, vermutlich wegen einer beschädigten Pumpendichtung. Die anwesenden Mitarbeiter erhielten offiziellen Angaben zufolge Strahlendosen zwischen 0,006 und 4,4 mSv. Die zulässige Jahresdosis für die beruflich strahlenexponierten KKW-Angestellten beträgt in Südkorea 40 mSv.
Alles ausgelaufene schwere Wasser wurde aufgefangen. Der Zwischenfall wird auf der siebenstufigen internationalen Störfallbewertungsskala für Kernanlagen Ines voraussichtlich als "below scale" (Null) eingeordnet; die maximal zu erwartende Stufe ist 1, eine "Anomalie". Vor dem Hintergrund des Unfalls von Tokai-mura (siehe oben) verursachte das Vorkommnis einen beträchtlichen Medienwirbel. Unter anderem hiess es, die Kernkraftwerks-Mitarbeiter seien verstrahlt worden.
In Südkorea standen Ende des letzten Jahres 14 Kernkraftwerksblöcke in Betrieb, die 42% zur Stromproduktion des Landes beitrugen. Wolsong-3, ein 650-MW-Schwerwasserreaktorblock des kanadischen Typs "Candu", hat letztes Jahr den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Die Auslegung, das Engineering und die Ausrüstung der drei Wolsong-Einheiten erfolgte durch die Atomic Energy of Canada Ltd. (AECL). Die nukleare Insel des dritten Blocks wurde von der AECL und der koreanischen Hanjung geliefert, der Turbogenerator von Hanjung und der amerikanischen General Electric. Die Ingenieurbauten wurden von Daewoo ausgeführt.
Quelle
M.S. nach NucNet, 5. und 6. Oktober 1999