Grossbritannien: vier Reaktorsysteme zur Vorlizenzierung zugelassen

Die britische Regierung hat vier Reaktorsysteme zum neuen, Generic Design Assessment (GDA) genannten Vorlizenzierungsverfahren zugelassen. Es sind dies die neusten nuklearen Dampferzeugersysteme der Toshiba-Westinghouse, der Atomic Energy of Canada Ltd. (AECL), der Areva NP und der General Electric-Hitachi (GEH).

22. Juli 2007

Dies gab das Department for Business, Enterprise and Regulatory Reform (BERR) am 5. Juli 2007 in London bekannt. Das bei der Regierungsumbildung vom 27. Juni neu geschaffene BERR ist zuständig für die meisten der vorher vom aufgelösten Department of Trade and Industry betreuten Bereiche, so auch für die Energie. Somit koordiniert jetzt das BERR die laufende Vernehmlassung über die künftige Kernenergiepolitik Grossbritanniens und auch das unlängst eingeführte GDA-Verfahren.

Vorlizenzierung bis 2010

Für die Abwicklung des mehrstufigen GDA-Verfahrens haben die Behörden ein Joint Programme Office eingesetzt. Es umfasst das Office for Civil Nuclear Security, das Nuclear Installations Inspectorate und die Environmental Agency. Im Rahmen der jetzt eingeleiteten ersten Stufe erfolgt eine allgemeine Sicherheitsbeurteilung der vier zugelassenen Systeme. Sie dürfte anfangs 2008 zum Abschluss kommen. Ob das Verfahren dann weitergeführt wird, hängt vom Entscheid der Regierung über die Zukunft der Kernenergie in Grossbritannien ab. Er wird für den Herbst 2007 erwartet. Fällt er positiv aus, folgt die detaillierte technische Beurteilung. Aus Kapazitätsgründen dürften laut BERR wohl nur drei der vier Systeme zu dieser Prüfung zugelassen werden, die drei Jahre in Anspruch nehmen soll. Das anschliessende Verfahren zur Erlangung einer Bau- und Betriebsbewilligung für ein Kernkraftwerk mit vorlizenziertem Reaktorsystem dürfte weitere vier Jahre dauern. Die erste Neuanlage könnte somit 2021 den Betrieb aufnehmen - vorausgesetzt, die Privatwirtschaft ist für die entsprechenden Investitionen zu haben.

Die vier zu prüfenden Systeme

Bei allen vier in der ersten Stufe zugelassenen Auslegungen handelt es sich um nukleare Dampferzeugersysteme der fortgeschrittenen dritten Generation, die evolutionär aus bestehenden, weltweit bewährten Reaktorsystemen weiterentwickelt worden sind.

Als erste Herstellerin hat die jetzt zur Toshiba gehörende Westinghouse Electric Company ihr Druckwassersystem AP1000 angemeldet. Es verfügt bereits über ein Auslegungszertifikat der amerikanischen Nuclear Regulatory Commission (NRC). In den USA sind Baugesuche für zehn Einheiten dieses Typs in Vorbereitung und China hat vier solche Einheiten bestellt. Die AECL schlägt das Schwerwassersystem ACR-1000 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1200 MW vor. Seine Entwicklung wurde vor allem von Elektrizitätsunternehmen in Kanada unterstützt, wo es gegenwärtig ein Zertifizierungsverfahren durchläuft. Die französisch-deutsche Areva NP hat ein Gesuch um die Vorlizenzierung ihres Druckwassersystems EPR eingereicht und sich für die weitere Behandlung die technische Unterstützung der Electricité de France (EDF) gesichert. Der EPR ist das einzige der vier in Grossbritannien zur Prüfung zugelassenen Systeme, das mit Olkiluoto-3 über eine bereits im Bau stehende Referenzeinheit verfügt. Die GEH schliesslich hat ihr Siedewassersystem ESBWR zur Vorlizenzierung angemeldet. Die NRC liess den ESBWR Ende 2005 zur Zertifizierung in den USA zu, wo inzwischen Baugesuche für fünf Einheiten vorbereitet werden. Grossbritannien ist das erste europäische Land, das dieses System sicherheitstechnisch beurteilen wird.

Europäische Unternehmen an Investitionen interessiert

Die vier Hersteller nuklearer Dampferzeugersysteme konnten sich laut ihren Angaben für die Vorlizenzierungsgesuche die Unterstützung bedeutender potenzieller Investoren sichern. Für die British Energy in Betracht kommen zum jetzigen Zeitpunkt alle vier Systeme. Hingegen unterstützen die spanische Iberdrola sowie die deutschen E.ON und RWE Energie beziehungsweise ihre britischen Tochterunternehmen eine Auswahl der nuklearen Dampferzeugersysteme. Offenbar auch an Investitionen in neue britische Kernkraftwerke interessiert sind schliesslich die französischen Gruppen EDF und Suez.

Quelle

P.B. nach BERR, Medienmitteilung, 5. Juli, Westinghouse Electric Company, Pressemitteilung, 23. Mai, AECL, Pressemitteilung, 29. Mai, Areva-Gruppe, Medienmitteilung, 20. Juni, und GE Energy, Pressemitteilung, 21. Juni 2007

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