Akademien der Wissenschaften: neues Kernkraftwerk in der Schweiz frühestens 2050

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz rechnen nicht vor 2050 mit neuen Kernkraftwerken in der Schweiz. Neben dem Neubauverbot gebe es zahlreiche weitere politische, technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten. Die Option Kernenergie müsse angesichts ihrer zahlreichen Vorteile offengehalten werden.

2. Juli 2025
Haus der Wissenschaften
Das Haus der Wissenschaften in Bern
Quelle: Akademien der Wissenschaften Schweiz / Luca Keiser

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz veröffentlichten am 1. Juli 2025 den Bericht «Perspektiven für die Kernenergie in der Schweiz». Darin betonen sie, dass die Option Kernenergie offenbleiben sollte, da sie langfristig einen Beitrag zu einer sicheren und klimaneutralen Stromversorgung leisten kann. Gleichzeitig machen sie deutlich, dass ein solcher Beitrag vor 2050 bei den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht realistisch ist. Mehrere zentrale Herausforderungen müssten vorher bewältigt werden: Neben der gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz bedürfe es auch gesetzlicher Anpassungen über das Neubauverbot hinaus, die den Bau neuer Anlagen überhaupt ermöglichen würden. Ebenso sei eine sorgfältige Standortwahl erforderlich, die sowohl sicherheitstechnische als auch raumplanerische Überlegungen berücksichtigt. Hinzu kämen hohe Anforderungen an die Finanzierung, denn Investitionen in neue Kernkraftwerke sind kapitalintensiv und langfristig angelegt. Auch technologische Entwicklungen, etwa bei Reaktortypen der neuen Generation, würden eine Rolle spielen. Darüber hinaus stelle sich die Frage der Verfügbarkeit von qualifiziertem Fachpersonal für Planung, Bau und Betrieb, ebenso wie die Notwendigkeit verlässlicher Lösungen für die langfristige Entsorgung radioaktiver Abfälle.

Die Akademien der Wissenschaften Schweiz kommen zum Schluss, dass neue Kernkraftwerke für die aktuelle Versorgungssicherheit und die Energiewende in der näheren Zukunft keine Rolle spielen können – die Option jedoch strategisch weiterverfolgt werden sollte. Denn die Vorteile der Kernkraft seien klar: «Sie ist CO2-arm, benötigt wenig Raum und Material pro Kilowattstunde und liefert wetterunabhängig Strom, auch im Winter.»

Für den Bericht wurden nur grosse Reaktoren der Generation III/III+ in Betracht gezogen. Kleine, modulare Reaktoren (SMRs), die ab der ersten Hälfte der 2030er-Jahre zur Verfügung stehen, müssen gemäss den Akademien der Wissenschaften Schweiz erst noch den Beweis der Wirtschaftlichkeit antreten.

Quelle

M.R. nach Akademien der Wissenschaften Schweiz, Medienmitteilung,1. Juli 2025

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