Beruflich Strahlenexponierte sind gesünder

Das heutige Wissen über die Gesundheitsrisiken ionisierender Strahlen beruht zu einem erheblichen Teil auf den Untersuchungen der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki. Während man die Risiken akuter hoher Strahlendosen relativ gut kennt, werden die Auswirkungen geringer Dosen – beispielsweise bei chronischer Strahlenbelastung am Arbeitsplatz – intensiv erforscht.

14. März 1999

Eine der weltweit umfangreichsten Studien zu diesem Thema ist am 15. März 1999 vom britischen National Radiological Protection Board (NRPB) vorgestellt worden. Ein bemerkenswertes Resultat ist, dass bei beruflich Strahlenexponierten im betrachteten Untersuchungszeitraum markant weniger Todesfälle und Krebserkrankungen als bei der Durchschnittsbevölkerung zu verzeichnen waren.
Die Studie stützt sich auf das National Registry für Radiation Workers (NRRW), das vom NRPB mit Hilfe des britischen Gesundheitsdepartements und der Industrie erstellt wurde. Das NRRW sammelt Informationen über beruflich Strahlenexponierte, beispielsweise die erhaltene Strahlendosis, allfällige Todesfälle und Todesursachen. Von den rund 125'000 erfassten Personen sind bisher knapp 13'000 gestorben. Dies entspricht nur 82% der statistisch erwarteten Sterblichkeit. Mit anderen Worten: Im britischen Durchschnitt sind bei einer gleich grossen Personengruppe im gleichen Untersuchungszeitraum knapp 16'000 Todesfälle zu verzeichnen. Dieser "Healthy Worker Effect" bestätigt das Ergebnis einer früheren Studie aus dem Jahr 1992. Auch die Krebshäufigkeit ist bei den beruflich Strahlenexponierten insgesamt geringer als bei der Durchschnittsbevölkerung. Beim Brustfellkrebs wurden jedoch mehr Fälle registriert als erwartet. Dieses Phänomen ist aus der Schwer- und Kraftwerksindustrie bekannt und wird auf den Kontakt mit Asbestfasern zurückgeführt.
Der "Healthy Worker Effect" wird bei medizinischen Statistiken von Berufsgruppen häufig festgestellt. Bei den Strahlenexponierten wird der Effekt zum Teil auf die Selektion der Arbeitskräfte und insbesondere die strengen gesundheitlichen Anforderungen für die Ausübung der Berufstätigkeit zurückgeführt. Um die mögliche Gesundheitsgefährdung kleiner Strahlendosen besser abzuschätzen, wurde im Rahmen der Studie untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der akkumulierten Dosis und dem Krebsrisiko gibt. Ein solcher Zusammenhang wurde für Leukämie - mit Ausnahme der chronisch lymphatischen Leukämie - gefunden, allerdings mit schwacher statistischer Signifikanz. Bei allen anderen Krebsarten zusammen ist dieser Trend noch weniger deutlich.
Die Resultate der Studie stimmen gemäss NRPB mit den Erfahrungen aus den Atombombenabwürfen überein. Die Risikoabschätzungen der International Commission on Radiological Protection (ICRP) und des United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR), auf denen die kommenden Strahlenschutznormen Grossbritanniens basieren, seien ebenfalls bestätigt worden.

Quelle

M.S. nach NRPB, Pressemitteilung, 15. März 1999

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