Deutschland beschliesst Aktionsplan für das weltweit erste Fusionskraftwerk
Mit dem Aktionsplan «Deutschland auf dem Weg zum Fusionskraftwerk» will die Bundesregierung den Bau eines Demonstrations-Fusionskraftwerks ermöglichen. Über zwei Milliarden Euro sollen bis 2029 in Forschung, Infrastruktur und Technologiedemonstratoren fliessen. Die Förderung erfolgt technologieoffen – unter anderem über das bereits seit März 2024 laufende Förderprogramm «Fusion 2040».

Die deutsche Bundesregierung hat am 1. Oktober 2025 den Aktionsplan «Deutschland auf dem Weg zum Fusionskraftwerk» beschlossen. Laut Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) wird damit eine Flaggschiff-Massnahme der Ende Juli 2025 gestarteten Hightech Agenda Deutschland (HTAD) umgesetzt. «Unsere Energie von morgen soll sicher, umweltverträglich, klimafreundlich und bezahlbar für alle sein», sagte BMFTR-Bundesministerin Dorothee Bär und erklärte, dass die Fusion zukünftig zu diesem Ziel beitragen könnte. «Mit dem Aktionsplan Fusion bereiten wir den Weg für das erste Fusionskraftwerk der Welt in Deutschland.»
Ein industriegeführtes Konsortium aus vorrangig deutschen Unternehmen soll das Kraftwerk laut BMFTR errichten. Geplant sei, dass das Konsortium aus Start-ups, etablierten Unternehmen aus der Industrie und Akteuren aus der Wissenschaft bestehen könne. Bis 2029 sollen über EUR 2 Mrd. in die Fusionsforschung fliessen, insbesondere für Forschungsförderung, sowie zur Unterstützung des Aufbaus neuer Forschungsinfrastrukturen und Technologiedemonstratoren. Dazu wird die Bundesregierung die Fördermittel im Rahmen von «Fusion 2040» und des Energieforschungsprogramms auf insgesamt bis zu EUR 1,7 Mrd. erhöhen.
Die acht Massnahmen des Aktionsplans
Der Aktionsplan soll innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen und enthält acht Massnahmen: die Stärkung der Forschungsförderung, den Aufbau eines Fusionsökosystems aus Wissenschaft und Wirtschaft, den Aufbau neuer Forschungsinfrastrukturen und Technologiedemonstratoren, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die Einbindung der Öffentlichkeit, die Regulierung der Fusion im Rahmen des Strahlenschutzgesetzes, den Schutz geistigen Eigentums und die internationale Standardisierung sowie den Ausbau strategischer internationaler Kooperationen.
Mehrere Massnahmen sollen sofort starten, darunter der Aufbau eines Fusionsökosystems aus Wissenschaft und Wirtschaft. Die Schaffung von Exzellenzzentren («Hubs») als Innovationskeimzellen und zur Bündelung des Know-hows aus Wissenschaft und Wirtschaft soll ebenfalls vorangetrieben werden; erste Ausschreibungen zur Einreichung von Förderanträgen sollen bis Ende des ersten Quartals 2026 erfolgen. Auch eine rechtliche Regelung im Strahlenschutzgesetz ist geplant, um Investoren verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten.
Kritik an Finanzierung und Tempo
Der Aktionsplan ist eine Antwort auf den globalen Wettlauf um das erste kommerzielle Fusionskraftwerk und entsteht im Umfeld milliardenschwerer Projekte in den USA, Grossbritannien und China. Deutsche Fusionsstart-ups wie Proxima Fusion, Marvel Fusion und Focused Energy kritisieren, dass es in Deutschland an konkreten Investitionsprogrammen und ausreichender Geschwindigkeit bei der Umsetzung von Massnahmen fehle. Sie fordern eine staatliche Anschubfinanzierung von mindestens EUR 3 Mrd. bis 2029. Laut Presseberichten stehen für die Umsetzung des Aktionsplans allerdings nur EUR 700 bis 900 Mio. zur Verfügung – verteilt auf drei Forschungscluster. Da sich das amerikanische Unternehmen Commonwealth Fusion Systems (CFS) bereits mehr als USD 3 Mrd. sichern konnte, bezweifeln Kritiker, dass Deutschland mit dem geplanten Budget im globalen Rennen konkurrenzfähig bleibt.
Quelle
B.G. nach deutscher Bundesregierung und BMFTR, Medienmitteilungen, 1. Oktober 2025; BMFTR, Website zum Aktionsplan, 1. Oktober 2025; Proxima Fusion, Positionspapier, 24. September 2026; sowie Welt.de, Artikel, 1. Oktober 2025
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