Frankreich: Regierung unterzeichnet Strategievertrag mit Nuklearindustrie
In Frankreich hat die Regierung mit der Nuklearindustrie einen strategischen Vertrag geschlossen. Damit soll das politische Ziel der Wiederbelebung der Atomkraft konkret umgesetzt werden, als Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

Am 10. Juni 2025 unterzeichneten der französische Wirtschaftsminister Éric Lombard und der Energieminister Marc Ferracci einen Strategievertrag zwischen dem französischen Staat und der Kernenergiebranche (Contrat stratégique de la filière nucléaire 2025–2028) anlässlich eines Treffens von Industrievertretern. Der Vertrag ist Teil der Wiederbelebung der französischen Kernenergie und soll mit massiven Investitionen in die Zukunft des Kernenergiesektors sicherstellen, dass die Industrie die Regierungsziele praktisch umsetzen kann. Die Wiederbelebung hatte der Staatspräsident Emmanuel Macron im Februar 2022 mit seiner Rede in Belfort angestossen. Im Zentrum stehen die Laufzeitverlängerung bestehender Reaktoren sowie der Bau von sechs neuen EPR2-Reaktoren. Acht weitere EPR2 sind in Planung. Die ersten drei EPR2-Paare sollen in Penly, Gravelines und Bugey entstehen.
An der Unterzeichnung nahmen neben Ferracci und Lombard auch Spitzenvertreter von Electricité de France (EDF), Orano, Framatome, Andra, Gewerkschaften sowie des Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), des Comité stratégique de la filière nucléaire (CSFN) und des Verbands Groupement des industriels français de l’énergie nucléaire (Gifen) teil. Der Vertrag ist eine gegenseitige Verpflichtung zwischen Staat, Industrie und Gewerkschaften und legt konkrete Massnahmen zur Umsetzung der energie- und industriepolitischen Ziele im Zeitraum 2025–2028 fest.
«Dank der Kernenergie produziert Frankreich reichlich CO2-freie Energie zu erschwinglichen Preisen. Das ist ein wichtiger strategischer Vorteil für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und für unsere Energiesouveränität», schrieb Ferracci auf X. Lombard begrüsste die Laufzeitverlängerungen und Neubauprojekte und hob die Schaffung neuer Arbeitsplätze hervor, welche durch die Stärkung der industriellen Leistungsfähigkeit zur Bewältigung dieser Projekte geschaffen werden.
Der Strategievertrag legt vier zentrale Schwerpunkte fest: Steigerung der industriellen Leistungsfähigkeit, Ausbau von Kompetenzen durch die Schaffung von 100’000 neuen Arbeitsplätzen in zehn Jahren, Förderung von Forschung und Innovation sowie die Schaffung einer nachhaltigen, umwelt- und klimabewussten Nuklearbranche, die selbst Vorbild in Sachen Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Anpassung an den Klimawandel sein soll. Insgesamt sollen EUR 970 Mio. in Forschung und Entwicklung investiert werden. Im Rahmen der Innovationsförderung werden auch kleine, modulare Reaktoren (SMRs) sowie Anwendungen jenseits der Stromerzeugung berücksichtigt – etwa die Erzeugung von Wasserstoff oder die Bereitstellung industrieller Prozesswärme.
Quelle
B.G. nach Société Française d’Énergie Nucléaire (SFEN), Medienmitteilung, 10. Juni 2025, Lombard und Ferracci, Posts auf X, 10. Juni 2025, sowie WNN, 11. Juni 2025
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