KHNP zieht sich aus polnischem Neubauprojekt zurück

Einigung mit Westinghouse im Patentrechtsstreit sorgt in Südkorea für Kritik

Der staatlich-südkoreanische Kernkraftwerksbauer Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) hat seine Aktivitäten in Polen eingestellt. Der Rückzug erfolgt vor dem Hintergrund eines Patentrechtsstreits mit Westinghouse, der im Januar 2025 beigelegt wurde und KHNP langfristig an umfangreiche Zahlungen und Auflagen bindet. Letztere Sorgen in Südkorea gegenwärtig für massive Kritik.

21. Aug. 2025
Rendering des ersten Kernkraftwerks Polens in Lubiatowo-Kopalino
Das erste polnische Kernkraftwerk des Landes wird von der amerikanischen Westinghouse Electric Company erstellt. Vor dem Regierungswechsel in Polen, Ende 2023, war KHNP noch bei der Planung des zweiten Kernkraftwerks Polens beteiligt, für das der Standort Patnow im Gespräch war. Wer dieses nun bauen wird und wo, steht noch nicht fest.
Quelle: PEJ

«Wir haben sowohl von der Regierung als auch von staatlichen Unternehmen initiierte Neubauprojekte [von Kernkraftwerken] verfolgt, aber Polen hat nach dem Regierungswechsel beschlossen, das Projekt mit dem staatlichen Unternehmen nicht weiterzuverfolgen. Deshalb haben wir uns aus dem Geschäft dort zurückgezogen», sagte Whang Joo-ho, Präsident und CEO von KHNP, während einer Anhörung im südkoreanischen Parlament am 19. August 2025. Bereits zuvor hatte sich KHNP aus Neubauprojekten in Schweden, der Niederlande und Slowenien zurückgezogen und wird dies vermutlich auch in der Slowakei tun. Dies, nachdem das südkoreanische Unternehmen und die amerikanische Westinghouse Electric Company Anfang Januar ihren Patentrechtsstreit mit einem Vergleich beigelegt hatten.

In Branchenkreisen kursiert seit längerem die Vermutung, KHNP und Westinghouse hätten sich die Märkte aufgeteilt. Laut einem Bericht der internationalen Kernenergienachrichtenagentur NucNet wird KHNP für bis zu 50 Jahre von Neubauprojekten in der EU – mit Ausnahme des tschechischen Standorts Dukovany – sowie in Nordamerika, Grossbritannien, Japan und der Ukraine ausgeschlossen. Das heisst, dass KHNP dort keine eigenen Reaktoren wie den APR1400 oder den APR100 anbieten darf. Die von KHNP eigegangenen finanziellen Verpflichtungen sind erheblich: Laut Korea JoongAng Daily muss KHNP für jeden exportierten Reaktor Güter und Dienstleistungen im Wert von USD 650 Mio. bei Westinghouse einkaufen und zusätzlich USD 175 Mio. an Technologie-Lizenzgebühren zahlen. Darüber hinaus sollen pro Projekt Standby Letters of Credit (SBLC) im Umfang von USD 400 Mio. zugunsten Westinghouse als Zahlungsgarantie hinterlegt werden. Auch künftige SMR-Projekte sollen von Westinghouse auf mögliche Verletzungen geistigen Eigentums überprüft werden.

Whang von KHNP verteidigte die Vereinbarung zugleich mit Verweis auf die fehlende Lieferkette des amerikanischen Partners: «Da Westinghouse über keine eigene Lieferkette verfügt, wird es zwangsläufig an Unternehmen mit Lieferketten wie uns untervergeben müssen.» Damit könnten südkoreanische Unternehmen wie Doosan Enerbility und Hyundai Engineering & Construction auch in von Westinghouse geführten Projekten Aufträge erhalten. Besonders relevant ist dies vor dem Hintergrund, dass die USA nach einem Dekret von Präsident Trump den massiven Zubau von Kernkraftwerken planen und konkret bis 2030 mit dem Bau von zehn neuen AP1000-Reaktoren beginnen wollen.

In Südkorea wächst jedoch der Widerstand gegen den Vertrag. Das Präsidialamt hat das Industrie- und Energieministerium beauftragt, die Verhandlungen und Vertragsunterzeichnung zu überprüfen. Kritiker sprechen von vertraglichen Fesseln für lange Zeit, die zwar Beteiligungen an Westinghouse-Projekten ermöglichen, jedoch die Gewinnmargen von KHNP deutlich schmälern.

Quelle

B.G. nach NucNet, 20. August 2025, sowie diversen Presseberichten

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