Kraftwerksabschaltungen in Deutschland

Die E.ON Energie will rund 4800 ihrer 30'000 MW installierter Kraftwerksleistung vom Netz nehmen.

10. Okt. 2000

Dies soll überwiegend 2001 geschehen. Der Entscheid fiel vor dem Hintergrund bestehender Überkapazitäten im liberalisierten deutschen und europäischen Strommarkt. Das Überangebot hatte dazu geführt, dass der auf dem Markt erzielbare Erlös oftmals niedriger war als die Erzeugungskosten der einzelnen Kraftwerksblöcke. Die RWE Power, die aus der Fusion der RWE Energie und der VEW Energie entstanden ist, kündigt ihrerseits - mit ähnlicher Begründung - die Stilllegung von rund 5000 MW Kraftwerkskapazität bis 2004 an. Auch die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) prüft zur Zeit die Ausserbetreibnahme von Kraftwerken. Sie möchte sich aber noch nicht detailliert festlegen. Sie hat lediglich klargestellt, dass eine vorzeitige Schliessung des Kernkraftwerks Obrigheim ausser Diskussion stehe.
Hingegen will die E.ON Energie im Rahmen des Abbaus von Überkapazitäten im Einvernehmen mit dem Miteigentümer HEW das Kernkraftwerk Stade als kleinstes Kernkraftwerk in ihrem Kraftwerkspark endgültig abschalten. Der deutliche Erlösrückgang für Strom habe der seit 1972 betriebenen 640-MW-Druckwassereinheit die bisher gegebene Wirtschaftlichkeit entzogen. Hinzu komme eine Sonderbelastung von DM 16 Mio. jährlich durch den sogenannten niedersächsischen Wasserpfennig. Die Stilllegung solle 2003 erfolgen, wenn der bereits für Stade gefertigte Brennstoff aufgebraucht sei. Danach sei der direkte Rückbau vorgesehen. Am Standort werde kein radioaktiver Abfall längere Zeit eingelagert. Wie die E.ON Energie auf Anfrage präzisiert, hat ihr Entscheid nichts mit dem Abkommen zwischen den Kraftwerksgesellschaften und der Bundesregierung zu tun, die bekanntlich eine Ausstiegspolitik verfolgt.
Zu den von der RWE Power endgültig abzuschaltenden Kraftwerken gehört als einzige Nukleareinheit Mülheim-Kärlich. Dieser 1219-MW-Druckwasserblock ging zwar 1987 offiziell in Betrieb, musste aber nach der gerichtlichen Anfechtung einer Teilbaugenehmigung nach kurzem wieder vom Netz gehen und steht seither still. Die RWE Power will die im Rahmen des Abkommens mit der Bundesregierung erteilten Rechte für die in Mülheim-Kärlich nicht erzeugte Energiemenge auf andere Kernkraftwerke transferieren.

Quelle

P.B. nach E.ON-Pressemitteilung, 9. Oktober 2000, RWE-Mitteilung, 10. Oktober, und EnBW-Pressemitteilung, 11. Oktober 2000

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