Neue Leukämiestudie für die Stadt Hamburg

In der Hamburger Bevölkerung sind bezogen auf alle Altersgruppen keine regionalen Häufungen von Leukämien und Lymphomen im Umfeld von kerntechnischen Anlagen und Hochspannungsleitungen festgestellt worden.

27. Juli 2004

Das ist das wichtigste Ergebnis der jetzt abgeschlossenen Untersuchungen zur regionalen Verteilung von hämatologischen Systemerkrankungen in der Hamburger Bevölkerung (Leukämie- und Lymphomstudie).
Die Studie untersucht für den Zeitraum von 1988 bis 1999 die räumliche Verteilung hämatologischer Systemerkrankungen (überwiegend Leukämien, Lymphome und Plasmozytome) innerhalb Hamburgs. Es sollte erforscht werden, ob diese Erkrankungen regional gehäuft auftreten und ob sich Hinweise auf Krankheitshäufungen im Nahbereich industrieller Emittenten und grossräumiger Emissionsquellen finden. Anlass der Untersuchungen war das vermehrte Auftreten von Leukämien bei Kindern im Umfeld der kerntechnischen Anlagen in Krümmel und Geesthacht Anfang der 1990er Jahre. Daraufhin durchgeführte systematische Untersuchungen hatten gezeigt, dass die Anzahl von Leukämien im Kindesalter in Hamburg in der gleichen Grössenordnung liegt wie in der Bundesrepublik insgesamt, in Finnland oder Schweden. In Kirchwerder/Allermöhe und auf der Veddel fanden sich jedoch regional auffällige Häufungen von Erkrankungen, ohne dass spezifische Ursachen dafür ermittelt werden konnten.
Für die jüngste Untersuchung wurden bezogen auf den Zeitraum von 1988 bis 1999 über das Hamburgische Krebsregister alle neu aufgetretenen Fälle von Leukämien und Lymphomen identifiziert. Die umfangreiche Datenerhebung und -prüfung wurde im Zeitraum von 1999-2001 durchgeführt. Nach Datenprüfung wurde ein Auswertungsdatensatz von insgesamt 10'034 Fällen erstellt. Als Vergleichsmassstab zur Beurteilung regionaler Auffälligkeiten diente eine repräsentative Zehn-Prozent-Stichprobe der Hamburger Bevölkerung (173'177 anonymisierte Datensätze).
Im Ergebnis werden in Hamburg keine grossräumigen Ungleichheiten gesehen. Die Analysen bestätigen auch nicht die aus der früheren, auf die Altersgruppe der Kinder beschränkten Untersuchung abgeleiteten Verdachtsmomente bezüglich der Emittenten Norddeutsche Affinerie (Kupferindustrie) und der kerntechnischen Anlagen in Krümmel und Geesthacht. Bezogen auf kerntechnische Anlagen deckt sich dieses Ergebnis mit den Ergebnissen der Norddeutschen Leukämie- und Lym-phomstudie (NLL), die von den Nachbarländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben und im April 2003 veröffentlicht worden war. Auch im Nahbereich von Hochspannungsleitungen ergaben sich bei Betrachtung aller Altersgruppen keine Auffälligkeiten. Bei der gesonderten Auswertung von Kindern im Alter von bis zu 14 Jahren - auf diesen Altersbereich entfielen 121 der insgesamt 2961 beobachteten Leukämieerkrankungen - deutete sich hingegen ein erhöhtes Leukämierisiko an. Dieses Teilergebnis bestätigt die Verdachtsmomente aus zahlreichen früheren Studien und könnte Ausdruck einer besonderen Empfindlichkeit von Kindern gegenüber niederfrequenten elektromagnetischen Feldern sein, die bei Erwachsenen in vergleichbarer Form nicht besteht.
In Übereinstimmung mit anderen aktuellen Untersuchungen ergeben sich aus der Studie ausserdem Hinweise darauf, dass die aus dem motorisierten Strassenverkehr resultierende Belastung durch Kohlenwasserstoffe einen Einfluss auf die Neuerkrankungsrate haben kann. Dies zeichnet sich besonders deutlich für die Krankheitsgruppe der Lymphome ab. Eine Einschätzung der gesundheitlichen Bedeutung aktueller verkehrsbedingter Immissionsbelastungen ist auf Grundlage des vorhandenen Datenmaterials nicht möglich, da die Emissionen der gesundheitlich relevanten Kohlenwasserstoffe durch gesetzliche Regelungen (z.B. Katalysator) im Zeitraum von 1990 bis 2000 um etwa 80% zurückgegangen sind.

Quelle

D.S. nach Mitteilung Stadt Hamburg, 28. Juli 2004

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