Neues Schiffskonzept mit Flüssigsalzreaktor aus Norwegen

Die norwegische Werft Ulstein hat ein neues Schiffskonzept entwickelt, das einen emissionsarmen Kreuzfahrtbetrieb anstrebt. Herzstück ist das Schiff «Thor» mit seinem Thorium-Flüssigsalzreaktor. Es soll als Ladestation für batteriebetriebene Kreuzfahrtschiffe und für Forschungs- und Rettungsaufgaben dienen.

11. Mai 2022
Versorgungsschiff und Expeditionskreuzfahrtschiff
Gemäss Konzept der norwegischen Werft Ulstein soll das Versorgungsschiff Thor (blau), mit seinem Thorium-MSR, bis zu vier batteriebetriebene Expeditionskreuzfahrtschiffe wie SIF (grün) gleichzeitig aufladen können.
Quelle: Ulstein

Die norwegische Werft Ulstein hat das 149 Meter lange Schiff «Thor» entworfen, das mit einem sicheren Thorium Molten Salt Reactor (MSR) ausgestattet ist, der grosse Mengen an sauberer, Elektrizität erzeugen soll. «Das Schiffskonzept ist in der Lage, die Vision eines emissionsarmen Kreuzfahrtbetriebs Wirklichkeit werden zu lassen», schreibt Ulstein und sieht Thor als «fehlender Teil des Puzzles für eine breite Palette von emissionsarmen Anwendungen in Seefahrt und Meerestechnik».

Thor soll als mobile Strom-/Ladestation für eine neue Art von batteriebetriebenen Kreuzfahrtschiffen sowie für Forschungs- und Rettungsaufgaben dienen. «Es handelt sich also um ein entscheidendes Stück Infrastruktur zur Unterstützung eines nachhaltigen und sicheren Betriebs. Thor hat buchstäblich das Zeug dazu, unsere gesamte Branche zu verändern», erklärt Cathrine Kristiseter Marti, CEO von Ulstein.

Gemäss Ulstein soll das schwimmende «Mehrzweck-Kraftwerk» Schiffe während der Fahrt aufladen und dadurch eine neue Batterierevolution ermöglichen. Um zu zeigen, wie ein emissionsarmes Schiff aussehen soll, hat die norwegische Werft das batteriebetriebene Expeditionskreuzfahrtschiff «SIF» konzipiert. SIF kann bis zu 80 Passagiere und 80 Besatzungsmitglieder aufnehmen und bietet geräuschlose, emissionsarme Expeditionskreuzfahrten in entlegene Gebiete, einschliesslich arktischer und antarktischer Gewässer. Thor soll vier solcher Schiffe gleichzeitig aufladen können, muss selbst aber nie Brennstoff nachladen, ist also autark.

Expeditionskreuzfahrtschiff wird geladen
Das kleine Wasserfahrzeug Mjölnir hat das Expeditionskreuzfahrtschiff SIF über das orange Stromkabel am Versorgungsschiff Thor angeschlossen.
Quelle: Ulstein

Nuklearschiffe als einzige glaubwürdige Lösung
«MSR sind sichere, effiziente und praxiserprobte Lösungen», schreibt Ulstein und spricht damit Forschungsreaktoren an, die in den USA betrieben wurden. Zudem sind weltweit MSR in Entwicklung bei denen auch Thorium als Brennstoff zum Einsatz kommt. Zum Beispiel entwickelt das dänische Start-up Seaborg ein schwimmendes Kernkraftwerk mit einem Compact Molten Salt Reactor (CMSR). MSR verwenden Flüssigsalze auf Fluorid- oder Chlorid-Basis in denen der Brennstoff aufgelöst wird und die als Kühlmittel dienen. Thorium kommt auf der Erde viel häufiger als Uran vor, das in aktuellen Leichtwasserreaktoren als Brennstoff eingesetzt wird.

Jan Emblemsvåg, Professor an der Norwegian University of Science and Technology, ein Experte auf dem Gebiet der Thoriumreaktoren und Nuklearstromerzeugung, sagt zum Thorium-MSR als Energiequelle für maritime Anwendungen: «MSR haben ein enormes Potenzial … Es gibt soviele Unwägbarkeiten in Bezug auf künftige Brennstoffe, aber hier haben wir eine ergiebige Energiequelle, die mit dem richtigen Ansatz sicher, viel effizienter, billiger und mit einem geringeren ökologischen Fussabdruck als jede bestehende Alternative sein kann.»

In Bezug auf Thor sagt der Emblemsvåg: «Aus meiner Sicht ist dies die praktikabelste und möglicherweise die einzige glaubwürdige Lösung für eine emissionsarme Flotte, die unter kommerziellen Bedingungen und Kosten betrieben werden kann. Das Thor-Konzept ist genau die Art von Innovation, die wir für einen nachhaltigen Erfolg auf See brauchen.»

Ulstein hat ein YouTube-Video zu Thor veröffentlicht.

Quelle

B.G. nach Ulstein, Medienmitteilung, 26. April 2022

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