Nukleare Technik in der Bekämpfung einer Bananenkrankheit

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat Wissenschafter aus sechs lateinamerikanischen Ländern in der Anwendung nuklearer und verwandter Techniken geschult, um eine Bananenkrankheit aufzuspüren und einzudämmen. Die sogenannte Fusarium-Welke bedroht rund einen Viertel der weltweiten Produktion der Cavendish-Banane, die Hunderten von Millionen Menschen auf der Welt Arbeit und Nahrung bietet. Die Schulung umfasste auch die Entwicklung einer genetischen Krankheitsresistenz bei Bananen.

16. März 2022
IEAO-Labor in Seibersdorf
Wissenschaftliche Mitarbeitende im IAEO-Labor in Seibersdorf, Österreich: Schulung in effizienzsteigernden Techniken zur Bekämpfung der Pilzerkrankung Fusarium-Welke.
Quelle: D. Calma / IAEO

Eine der verheerendsten Bananenkrankheiten der Welt, die Fusarium-Welke, breitet sich in Südamerika rasch aus. Sie beeinträchtigt die weltweite Versorgung mit der beliebtesten Exportbananensorte der Welt – der Cavendish-Banane.

Auf ein dringendes Ersuchen der betroffenen Länder hin sicherte IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi im vergangenen Jahr sofortige Hilfe in Zusammenarbeit mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu.

«Unmittelbar nach Eingang des Hilfeersuchens haben wir eine technische Mission entsandt, um die Lage zu beurteilen und Soforthilfe zu leisten. Die Ausbildung von Wissenschaftern aus der Region ist ein wichtiger Teil dieser Hilfe, da sie Kompetenzen und Fertigkeiten zur Bewältigung und Kontrolle einer Krankheit aufbaut, welche die Lebensgrundlagen in der gesamten Region beeinträchtigt», erklärte Grossi, der die Forscher während ihrer Ausbildung in den IAEO-Laboratorien in Seibersdorf, Österreich, traf. Ausserdem wird Grossi Ende März in Ecuadors Hauptstadt Quito mit den Aussen- und Handelsministern der Andengemeinschaft zusammentreffen.

IEAO-Engagement während fünf Jahren
Im Rahmen der Unterstützung wurden zwölf Wissenschafter aus Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela im Februar 2022 in Seibersdorf geschult. Die Themen umfassten Mutationszüchtung, Gewebekultur, Entwicklung von Mutantenpopulationen und Screening-Protokolle für Krankheitsresistenz.

Die IAEO wird die betroffenen Länder in den nächsten fünf Jahren bei der Erkennung, Überwachung und Eindämmung der Krankheit unterstützen. Ausserdem erhalten sie wissenschaftliche Beratung, wie die genetische Resistenz von Bananenpflanzen durch Mutationszüchtung und damit verbundene Biotechnologien erhöht werden kann.

Neue, extrem virulente Variante des Erregers breitet sich aus
Im August 2021 hatten sich Experten und Behörden aus der Andengemeinschaft – Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru – an die IAEO gewandt, als sie die anhaltende Ausbreitung der neuesten Variante der Fusarium-Welke – der Tropical Race 4 (TR4) – in der Region feststellten. Die Krankheit hat sich inzwischen in mehr als 20 Ländern der Welt ausgebreitet.

TR4 ist eine bodenbürtige Krankheit, die jahrzehntelang im Boden überleben kann und daher schwer zu bekämpfen ist. Die einzige langfristige Lösung besteht in der Entwicklung und dem Einsatz neuer Bananensorten mit wirksamer Krankheitsresistenz. Dies ist dank der Mutationszüchtung möglich, einem Verfahren, bei dem mit Hilfe von Bestrahlungstechniken neue krankheitsresistente Pflanzensorten für Landwirte entwickelt werden können. TR4, das jahrzehntelang auf Südostasien beschränkt war, wurde 2019 zum ersten Mal in Lateinamerika entdeckt und löste in Kolumbien, dem fünftgrössten Bananenexporteur der Welt, einen nationalen Notstand aus. 

Die Banane ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt, und mehr als 400 Millionen Menschen sind für ihre Ernährungssicherheit und ihr Einkommen auf diese Frucht angewiesen. Die Jahresproduktion von Bananen beläuft sich weltweit auf etwa 155 Mio. Tonnen, wobei etwa 25 Mio. Tonnen aus tropischen Ländern in Lateinamerika, der Karibik und anderen Teilen der Welt exportiert werden.

Quelle

M.A. nach IAEO, Medienmitteilung, 10. März 2022

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