Rudolf Sontheim: Pionier der schweizerischen Kernenergie
Dr. Rudolf Sontheim vollendet am 3. Oktober dieses Jahres in Zürich sein 90. Lebensjahr. Rudolf Sontheim hat auf dem Gebiet der Kernenergieforschung sowie der industriellen Energienutzung in Kernkraftwerken in der Schweiz bis heute sichtbare Spuren hinterlassen.
Nach seinem Studienabschluss an der ETH Zürich als Elektroingenieur und der Promotion in Lausanne erweiterte er seine Kenntnisse während eines fünfjährigen Aufenthaltes in den USA als Entwicklungsingenieur bei General Electric in Boston. Weitere fünf Jahre wirkte er an-schliessend in der Entwicklung und im Verkauf bei der Albiswerk Zürich AG.
In der vor 50 Jahren gegründeten, privatwirtschaftlich finanzierten Reaktor AG (RAG) in Würenlingen trug er als Direktor von 1955 bis 1960 die Verantwortung für den Aufbau des ersten schweizerischen Forschungsinstituts für Reaktortechnik. In einem völlig neuen wissenschaftlichen und technischen Umfeld erreichte dieses bis zu seinem Weggang einen Bestand von 300 hoch qualifizierten Mitarbeitern. In den fünf Jahren entstanden Laboratorien für Physik, Chemie, Metallurgie, Elektronik und Ingenieurwesen. Gleichzeitig wurden die Testreaktoren Saphir (mit amerikanischem Kernaufbau) und Diorit (eine Anlage von rein schweizerischer Konzeption) in kurzer Zeit aufgebaut und in Betrieb gesetzt.
Dieser hohe Grundaufwand konnte von einer privaten Gesellschaft auf Dauer nicht alleine geleistet werden. Aus grossem forschungspolitischen Interesse übernahm der Bund 1960 das Zentrum und führte es in eigener Verantwortung als Eidgenössisches Institut für Reaktorforschung (EIR) weiter. In späteren Jahren schloss er das EIR mit dem Institut für Nuklearforschung (SIN) in Villigen zum heutigen Paul Scherrer Institut (PSI) zusammen.
Nach Abschluss seiner Tätigkeit bei der RAG trat Rudolf Sontheim 1960 zu Brown Boveri & Cie(BBC) über, wo er als Delegierter des Verwaltungsrates bis 1970 die oberste technische Verantwortung trug. Es gelang ihm, in seiner Firma ein Grundkonzept für die nukleare Energieversorgung zu entwickeln und gemeinsam mit der Elektrizitätswirtschaft zu verwirklichen. Dieses basierte auf dem Kraftwerksangebot durch ein Lieferkonsortium zweier Partner, die je für den konventionell-thermischen und den nuklearen Anlageteil zuständig waren. Beide stützten sich dabei auf eine einheitliche, verbindende Sicherheitstechnik. Die Kernkraftwerke Beznau-1 und -2, Mühleberg und Leibstadt wurden ab den 1960er-Jahren nach diesem Konzept von BBC mit den amerikanischen Partnern Westinghouse und General Electric erstellt.
Mitarbeiter aus der Frühzeit der Kernenergie gratulieren Rudolf Sontheim zu seinem Lebenswerk und danken ihm fürseineVorreiterrolle, die er in der Planung, Realisierung und in der Personalführung bei grossen Projekten gespielt hat.
Quelle
Rudolf W. Meier