Schweden: Vattenfall plant den Bau von SMR von GE Vernova oder Rolls-Royce in Ringhals
Schweden setzt beim Ausbau der Kernenergie auf kleine, modulare Reaktoren (SMRs). Das Energieversorgungsunternehmen Vattenfall plant am bestehenden Kernkraftwerksstandort Ringhals in Südschweden den Bau von fünf amerikanischen BWRX-300 von GE Vernova Hitachi Nuclear Energy (GVH) oder drei britischen Rolls-Royce-SMR.

Am 21. August 2025 informierten Ministerpräsident Ulf Kristersson, Energieministerin Ebba Busch, Vattenfall-Chefin Anna Borg und weitere Regierungsmitglieder über den Stand und die weiteren Schritte für neue Kernkraft in Schweden. Die Pressekonferenz fand am Kernkraftwerksstandort Ringhals in Südschweden statt, für den Neubauoptionen in Form von grossen Leistungsreaktoren und mehreren SMRs geprüft wurden. «Jetzt ist es soweit – mit neuer Kernenergie wird Schweden eine stabilere, wettbewerbsfähigere und klimafreundlichere Stromversorgung erhalten», verkündete Ministerpräsident Kristersson. Energieministerin Busch ergänzte: «Es geht nicht mehr darum, ob wir neue Kernkraftwerke bauen werden, sondern nur noch darum, wie schnell und wie viele.» Tom Erixon, Vorsitzender des Industriekonsortiums Industrikraft, hob hervor: «Der Prozess zum Bau neuer Kernreaktoren hat einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht, und es gibt nun ein klares und tragfähiges Projekt auf der Halbinsel Värö.»
Ringhals auf der Halbinsel Värö ist gemäss Vattenfall der am besten geeignete Standort für neue Kernkraftwerke, da dort bestehende Netzkapazitäten, Fachkompetenz und hoher Strombedarf zusammentreffen. Optionen für den Standort werden bereits seit 2022 untersucht, als Vattenfall eine Machbarkeitsstudie startete, deren Ergebnisse Anfang 2024 bestätigten, dass Ringhals sich für den Bau von drei bis fünf SMRs mit einer Gesamtleistung von rund 1500 MW eignet. Die Auswahl der Lieferanten wurde von ursprünglich rund 75 möglichen Herstellern über vier auf nun zwei eingegrenzt: GVH mit dem BWRX-300 und Rolls-Royce SMR mit dem Rolls-Royce-SMR.
Vattenfalls weitere Schritte
Vattenfall prüft nun, ob fünf BWRX-300 mit jeweils 300 MW oder drei Rolls-Royce-SMRs mit je 470 MW errichtet werden – beide Varianten würden rund 1500 MW zusätzliche Leistung bringen. In einem weiteren Schritt könnten zudem zusätzliche 1000 MW entstehen, wenn die verlängerte Betriebsdauer von Ringhals-1 und -2 nach 80 Jahren endet. Die Vorteile der SMR-Technologie liegen laut Vattenfall in geringeren Investitionskosten, geringerem Flächenbedarf, schnellerer Realisierung und vereinfachter Logistik. Grossreaktoren wären zwar leistungsstark, hätten am Standort jedoch deutlich grössere Flächen- und Personalbedarfe verursacht. Zudem bestand die Sorge, dass ein Neubau von Grossreaktoren die logistikintensiven Arbeiten zur Laufzeitverlängerung von Ringhals-1 und -2 hätte beeinträchtigen können.
Der nächste Schritt hin zu neuer Kernenergie ist die Einreichung eines Antrags von Vattenfall auf staatliche Risikoteilung. Anschliessend geht es darum, den endgültigen Lieferanten auszuwählen. Parallel werden Vorbereitungen für Anträge nach dem Umweltgesetz und dem Kerntechnikgesetz getroffen. Im Herbst wird zudem die Zusammenarbeit mit dem Industriekonsortium Industrikraft weiter ausgebaut. Mehrere Mitgliedsunternehmen haben bereits konkretes Interesse an einer gemeinsamen Investition mit Vattenfall gezeigt.
Mehr zur Geschichte der Kernkraft und zu den Neubauplänen in Schweden erfahren Sie in den Ausgaben 2025/1 und 2025/2 unseres Bulletins.
Quelle
B.G. nach Vattenfall, Medienmitteilung und Hintergrundartikel, sowie diversen Presseberichten vom 21. August 2025
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