Wegen Konkurrenz aus China: USA treiben Pläne für Atomreaktor auf dem Mond voran

Die National Aeronautics and Space Administration (Nasa) will spätestens 2030 einen 100-kW-Kernreaktor auf dem Mond in Betrieb nehmen. Eine neue Direktive verpflichtet die Raumfahrtbehörde, innert 60 Tagen Industrieangebote einzuholen. Der Schritt ist eine Reaktion auf Chinas Pläne für eine bemannte Mondmission und den Aufbau einer dauerhaft betriebenen Mondbasis.

8. Aug. 2025
Mondreaktor vor Erdhintergrund
Konzeptdarstellung eines Mondreaktors aus dem Fission Surface Power-Projekt der Nasa. Das nun von der Trump-Regierung vorgesehene, beschleunigte 100-kW-Projekt baut inhaltlich und technisch auf diesem länger laufenden Programm auf.
Quelle: basierend auf Nasa

Die Nasa treibt ihre Pläne zur Errichtung eines Reaktors auf der Mondoberfläche voran. Laut amerikanischen Medien sieht eine Direktive von Nasa-Interimschef Sean Duffy vom 31. Juli 2025 vor, dass die Industrie innerhalb von 60 Tagen Konzepte für einen Kernspaltungsreaktor mit mindestens 100 kWₑ Leistung vorlegt. Diese Vorarbeiten sollen die Grundlage für eine offizielle Ausschreibung bilden, die im Herbst 2025 startet. Der Reaktor soll unter sechs Tonnen wiegen, modular aufgebaut sein und mindestens zehn Jahre laufen. Mit einer geplanten Inbetriebnahme bis spätestens 2030 werden bisherige Zeitpläne deutlich beschleunigt.

Ein Hauptziel ist die durchgehende Stromversorgung künftiger Artemis-Missionen, auch während der rund 14-tägigen Dunkelphasen (Mondnächte), in denen Solartechnologie ausfällt. Das Artemis-Programm der Nasa soll eine dauerhafte menschliche Präsenz auf dem Mond sichern und spätere Mars-Missionen vorbereiten. Laut Nasa bieten Kernspaltungssysteme den Vorteil, unabhängig von Standort und Lichtverhältnissen Energie zu liefern, was eine zentrale Voraussetzung für den Aufbau der Infrastruktur ist.

Der Hintergrund für das beschleunigte Vorgehen ist der wachsende strategische Druck durch China. Peking plant im selben Zeitraum eine erste bemannte Mondlandung und arbeitet mit Russland am Aufbau einer nuklear betriebenen Mondbasis bis 2035. In der Direktive heisst es, dass andere Nationen durch frühzeitige Reaktorplatzierung sogenannte «keep-out zones» etablieren könnten – mit erheblichen Nachteilen für die USA, die aus diesen Gebieten ausgesperrt wäre.

Unternehmen wie Rolls-Royce SMR arbeiten bereits an Konzepten und haben ein Mikroreaktormodell vorgestellt, das von der UK Space Agency gefördert wird. Im Rahmen des Fission Surface Power Projects, das auf dem früheren Kilopower-Programm aufbaut, hatte die Nasa 2022 erste Studien für 40-Kilowatt-Systeme angestossen. Anfang 2025 beauftragte sie zudem die Westinghouse Electric Company, in einer zweiten Projektphase ein mikroreaktorbasiertes Fissionssystem auf Basis der firmeneigenen eVinci-Technologie weiterzuentwickeln.

Quelle

B.G. nach NucNet, 6. August 2025; Politico, Bericht vom 6. August 2025; Westinghouse Electric, Medienmitteilung, 7. Januar 2025; und Nasa, Medienmitteilungen, 21. Juni 2022 und 31. Januar 2024

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