Frankreich und Schweden verstärken nukleare Zusammenarbeit

Frankreich und Schweden haben eine Absichtserklärung über eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich der Kernenergie unterzeichnet, die auch den Bau neuer Reaktoren in beiden Ländern vorsieht.

22. Dez. 2023
Die französische Ministerin für die Energiewende Agnès Pannier-Runacher (rechts) und ihre schwedische Amtskollegin Ebba Busch
Die französische Ministerin für die Energiewende Agnès Pannier-Runacher (rechts) und ihre schwedische Amtskollegin Ebba Busch nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung zur verstärken Zusammenarbeit beider Länder.
Quelle: @AgnesRunacher / X

Die Absichtserklärung, die vor dem Treffen der EU-Energieminister vom 19. Dezember 2023 unterzeichnet wurde, folgt auf eine gemeinsame Erklärung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und des schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson vom Januar, die der Kernenergie einen wichtigen Platz in der bilateralen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern einräumt.

Die Erklärung hebt hervor, dass die französische Industrie daran interessiert ist, ein Angebot für französische Kernkraftwerke in Schweden zu unterbreiten. Laut dem Internet-Nachrichtenportal Euractiv, ist «EDF aktiv an Gesprächen mit seinem [schwedischen] Partner Vattenfall über die zukünftigen Phasen des schwedischen Nuklearprogramms und den damit verbundenen Auswahlverfahren beteiligt».

Um die Entwicklung neuer Reaktoren vorzubereiten, werden sich Frankreich und Schweden «bemühen, den technischen Austausch zu erleichtern, um ihre Industrie bei der Reaktorwartung, Verlängerung der Betriebsdauer und Leistungssteigerung der Reaktoren zu beteiligen», heisst es in dem Schreiben weiter.

Die beiden Länder wollen auch den «Erfahrungsaustausch über mögliche Finanzierungsmodelle für den Bau neuer Kernreaktoren» innerhalb des europäischen Rechts- und Finanzrahmens fördern.

Die Partnerschaft umfasst ebenfalls den Brennstoffkreislauf, die Verbesserung der Versorgungssicherheit sowie die Entsorgung ausgedienter Brennelemente und radioaktiver Abfälle. Darüber hinaus sollen auch Forschung und Entwicklung von einem erleichterten Erfahrungsaustausch profitieren und gefördert werden – insbesondere die Entwicklung von Forschungszentren sowie Humanressourcen im Kernenergiesektor.

Neue Kernkraftwerke in Schweden und Frankreich geplant
Das schwedische Parlament (Riksdag) genehmigte Ende November 2023 den Gesetzesvorschlag der Regierung zum Ausbau der Kernkraft. Zukünftig dürfen mehr als zehn Kernreaktoren gleichzeitig in Betrieb sein und diese dürfen auch an neuen Nuklearstandorten gebaut werden. Laut Energieministerin Ebba Busch plant die Regierung einen «massiven Ausbau» neuer Kernkraftwerke bis 2045.

Frankreich will im nächsten Jahr mit den Vorarbeiten für den Bau einer neuen Generation von EPR-Kernkraftwerken beginnen. Im Juli beantragte der staatliche Energiekonzern und Kernkraftwerksbetreiber Électricité de France (EDF) den Bau der ersten Doppelblock-Anlage vom Typ EPR2 in Penly. Zudem gibt es Pläne für je zwei EPR2-Blöcke in Gravelines in Nordfrankreich und Bugey in Ostfrankreich. Die Kosten für diese sechs Reaktoren werden auf EUR 52 Mrd. geschätzt.

Schwedische Aufsichtsbehörde bei Vorprüfung des Nuward-SMR mitbeteiligt
Das französische Unternehmen Nuward lancierte im Sommer 2023 die Vorlizenzierung seines kleinen, modularen Reaktors (SMR). Bei der Vorprüfung der Auslegung des Nuward-SMR unter der Leitung der französischen Autorité de sûreté nucléaire (ASN) beteiligten sich von Anfang an die Aufsichtsbehörden der Tschechischen Republik und Finnlands. Neu sind in der nun beginnenden zweiten Phase der Vorlizenzierung die Aufsichtsbehörden Polens, der Niederlande und Schwedens dabei. Ziel ist es, eine standardisierte Auslegung des SMR zu entwickeln, die für mehrere Länder akzeptabel ist.

Quelle

M.A. nach Declaration of Intent, 19. Dezember 2023, NucNet, 20. Dezember, Euractiv, 19. Dezember 2023 und Posts auf X, 19. Dezember 2023, sowie EDF, Medienmitteilung, 19. Dezember 2023

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