Kernanlagen in der Schweiz auch 2010: «sicher»

Im vergangenen Jahr waren die schweizerischen Kernanlagen sicher und in einem technisch guten Zustand. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) verzeichnete insgesamt 42 meldepflichtige Vorkommnisse. Der Strahlenschutz der Bevölkerung war zu jeder Zeit gewährleistet.

20. Jan. 2011

Das Ensi hat am 17. Januar 2011 einen vorläufigen Rückblick auf 2010 vorgelegt. Weil noch einzelne Abklärungen im Gang sind, kann die abschliessende Bilanz noch Änderungen erfahren, so das Ensi. Diese würden im Aufsichtsbericht 2010 berücksichtigt, der im Mai 2011 publiziert wird.

Kernanlagen in gutem Zustand

Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz sowie die kerntechnischen Anlagen am Paul Scherrer Institut (PSI), das Zentrale Zwischenlager Würenlingen (Zwilag) wie auch die Forschungsreaktoren an der ETH Lausanne und an der Universität Basel waren auch 2010 in einem sicherheitstechnisch guten Zustand und wurden sicher betrieben, meldet das Ensi.

42 meldepflichtige Vorkommnisse, …

Die 42 meldepflichtigen Vorkommnisse verteilen sich wie folgt auf die Schweizer Kernanlagen: vier Vorkommnisse betrafen beide Blöcke des Kernkraftwerks Beznau, drei betrafen den Block 1 und drei den Block 2, elf Vorkommnisse ereigneten sich im Kernkraftwerk Gösgen, fünf im Kernkraftwerk Leibstadt, 14 im Kernkraftwerk Mühleberg, zwei im PSI, sowie keines im Zwilag, an der ETH Lausanne und der Universität Basel. 2009 hatte es 27 meldepflichtige Vorkommnisse gegeben. Die erhöhte Zahl von Vorkommnissen 2010 im Kernkraftwerk Mühleberg ist im Wesentlichen auf Störungen während der erstmaligen Inbetriebnahme neuer Ausrüstungen nach Anlagemodernisierungen zurückzuführen, hält das Ensi fest.

… davon 41 auf Ines-Stufe 0

Auf der von 0 bis 7 reichenden internationalen Störfallbewertungsskala Ines der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) ordnete das Ensi 41 der 42 Vorkommnisse des vergangenen Jahres der Stufe 0 zu («zwar meldepflichtig, doch ohne Bedeutung für die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz»). Das Vorkommnis vom 31. August 2010 im Kernkraftwerk Leibstadt stufte das Ensi als «Zwischenfall» auf Stufe 2 ein, denn bei Taucharbeiten wurde die zulässige Strahlendosis eines Mitarbeiters von 20 Millisievert (mSv) im Jahr überschritten. Er erhielt eine ermittelte Ganzkörperdosis von 28 mSv, die gemäss Angaben des Kraftwerkbetreiber von Ende September ohne gesundheitliche Folgen blieb. Hinweise auf eine Übertretung des Strahlenschutzgesetzes liegen laut Ensi nicht vor.

Das Ensi beurteilt die Sicherheit jedes Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben meldepflichtigen Vorkommnissen weitere Erkenntnisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse der über 300 Inspektionen, die das Ensi jedes Jahr durchführt. Die Resultate wird das Ensi im Mai 2010 in seinem Aufsichtsbericht veröffentlichen.

Abgabe radioaktiver Stoffe an die Umwelt

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt mit Abwasser und Abluft aus den Kernkraftwerken, dem PSI und dem Zwilag lagen im vergangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewilligungen festgelegten Grenzwerte, so das Ensi in seiner Medienmitteilung. Mit dem eigenen Messnetz Maduk kontrolliert das Ensi rund um die Uhr die Dosisleistung an den Standorten der schweizerischen Kernkraftwerke. Erhöhte Strahlenwerte lassen sich damit sofort erkennen. Es wurden im vergangenen Jahr keine unzulässigen Abgaben radioaktiver Stoffe registriert.

Gutachten zu geologischen Tiefenlagern

Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager hat das Ensi die sechs von der Nagra vorgeschlagenen möglichen Standortgebiete für Tiefenlager für radioaktive Abfälle geprüft (Bulletin 3/2010). In seinem Gutachten, das am 26. Februar 2010 veröffentlicht wurde, empfiehlt das Ensi, alle vorgeschlagenen Gebiete in der nächsten Etappe des Sachplanverfahrens, bei dem mindestens zwei potenzielle Standorte für schwach- und mittelradioaktive sowie für hochradioaktive Abfälle aus den Standortgebieten ausgewählt werden, weiter zu betrachten.

Gutachten zu neuen Kernkraftwerken

Am 15. November 2010 stellte das Ensi der Öffentlichkeit seine Gutachten zu den drei Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer Kernkraftwerke an bereits bestehenden Kernkraftwerksstandorten in den Kantonen Aargau (Beznau), Bern (Mühleberg) und Solothurn (Niederamt) vor. Das Ensi beurteilt alle drei vorgeschlagenen Standorte als geeignet für den Bau neuer Kernkraftwerke. Diese Ansicht teilt die Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) in ihrer Stellungnahme zu den Ensi-Gutachten vom 10. Januar 2011.

Quelle

M.A. nach Ensi, Medienmitteilung, 17. Januar 2011

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