Schweiz an der IAEO-Generalkonferenz 2025: Starke Präsenz und klare Botschaften
Unter dem Motto «Nuklearwissenschaft und -technologie zur Unterstützung von Gesundheit, Ernährungssicherheit, ökologischer Nachhaltigkeit und Klimaresilienz» hat vom 15. bis 19. September 2025 in Wien die 69. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) stattgefunden. Über 3000 Teilnehmende aus aller Welt diskutierten über aktuelle Chancen und Herausforderungen der friedlichen Nutzung der Kerntechnik. Mit dabei war auch die Schweiz – mit einer grossen Industriedelegation und einem eigenen Stand, auf dem sie ihre Projekte und Technologien präsentierte.

IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi eröffnete die Konferenz mit einem klaren Appell: Angesichts globaler Krisen wie Konflikten, Klimawandel und Energieunsicherheit sei die Rolle der IAEO wichtiger denn je. Er betonte die Bedeutung von Sicherheit und Safeguards, die Unterstützung der Ukraine sowie den Beitrag der Kerntechnik zu Energieversorgung, Klimaschutz, Gesundheit und Umwelt.
Schweizer Statement im Plenum der Generalversammlung
Für die Schweiz hielt Benoît Revaz, Direktor des Bundesamtes für Energie und Leiter der Schweizer Delegation, die Plenarrede. Er bekräftigte das Vertrauen in die IAEO, hob die Rolle von Safeguards und Nichtverbreitung von Kernwaffen hervor und kündigte eine IRRS-Mission in der Schweiz für 2027 an. Zudem würdigte er das Spiez Labor und die Eawag für ihre Beiträge zur internationalen Forschung, insbesondere im Bereich der Wasserressourcen.
Worte von Hans-Ulrich Bigler im Rahmen der Ausstellung
Bei der Eröffnung des Schweizer Standes und am Swiss Evening machte Hans-Ulrich Bigler, Präsident des Nuklearforums, deutlich, dass die Schweiz angesichts neuer Realitäten ihre Energiepolitik neu denken müsse. Er hob drei Punkte hervor: den drastisch steigenden Strombedarf, die Frage der Energiesouveränität und die technischen und finanziellen Grenzen einer reinen Vollversorgung mit erneuerbaren Energien. Sein Fazit: «Die Lösung ist ein vollständig CO2-armer Energiemix. Unser bewährter Mix aus Wasserkraft und Kernenergie darf nicht aufgegeben werden – er muss durch Erneuerbare ergänzt, nicht ersetzt werden.»

Schweizer Side Event: Innovation in der Kerntechnik
Ein weiterer Höhepunkt der Konferenz war das von der Schweiz organisierte Side Event mit Apollo+, das sich zwei zentralen Fragen widmete:
- Wie können kleine, modulare Reaktoren (SMRs) schneller und effizienter realisiert werden?
- Wie sichern wir den Langzeitbetrieb bestehender Kernkraftwerke?
Im Fokus standen praxisnahe Ansätze:
- Die Nutzung seriell gefertigter Industriekomponenten, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen und die Beschaffung zu vereinfachen,
- die Rolle von Freigabeverfahren wie «Commercial-Grade Dedication»
- sowie die Chancen einer «Design for Supply Chain»-Philosophie, die mehr Effizienz bei gleichbleibend höchsten Sicherheitsstandards ermöglicht.
John Kickhofel von Apollo+ brachte es auf den Punkt: «Innovative Abnahmeverfahren für Bauteile oder Ausrüstungen können eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der nuklearen Lieferkette in der Schweiz spielen – so wie dies auch in anderen Kernenergieländern der Fall ist.» Die zentrale Erkenntnis aus dem Side Event: Durch die Kombination von bewährten Standardprodukten aus der Industrie, die über Freigabeverfahren für den Einsatz in Kernkraftwerken qualifiziert werden, und innovativen Konzepten kann die Kernenergiebranche fit für die Zukunft gemacht werden.
Sichtbare Präsenz und Vernetzung
Erstmals seit längerer Zeit war die Schweiz wieder mit einem eigenen Stand auf der Ausstellung der Konferenz vertreten, auf dem sie ihre Projekte, Technologien und Initiativen präsentieren und mit Delegierten direkt ins Gespräch kommen konnte. Ein Höhepunkt war der Besuch von Grossi, der sich persönlich über die Angebote der Schweizer Kernenergiebranche informierte. Beim Swiss Evening in der Botschaft in Wien kamen Delegationsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung und Industrie zusammen – eine Gelegenheit, Kontakte zu pflegen und die Vernetzung zu stärken.

Mit einer starken Delegation und klaren Botschaften im Plenum der Generalversammlung, einem innovativen Side Event unterstrich die Schweiz ihre Rolle als verlässliche Partnerin der IAEO– im Einklang mit den globalen Schwerpunkten, die Generaldirektor Grossi in seiner Eröffnungsrede setzte. (M.St.)
Rückmeldungen von zwei Unternehmen:
Alexander Menges, Geschäftsführer, EQE AG: «Die 69. General Conference der IAEO war geprägt von Aufbruchstimmung: Zahlreiche Länder steigen neu in die Kerntechnik ein oder bauen ihre Kapazitäten weiter aus. Am Schweizer Stand durften wir gemeinsam mit unserem Partner Ingpuls unser Produkt einem internationalen Publikum vorstellen – die Gespräche mit Delegationen aus aller Welt waren dabei besonders wertvoll. Ein Höhepunkt war das persönliche Treffen mit IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi, der sich Zeit nahm, unser Produkt kennenzulernen.»
Linda Vanaga, Consulting & Support, DSD Steel Construction AG: «Die Generalkonferenz der IAEO in Wien hat eindrücklich gezeigt, welchen Wert der internationale Dialog für die Nuklearbranche hat. Dank dem Schweizer Stand konnte ein professionelles Umfeld für Begegnungen entstehen – eine Plattform, die Fachwissen und Persönlichkeiten aus aller Welt zusammengebracht hat.»
Verwandte Artikel
Neues Besucherzentrum der IAEO eröffnet
25. Sep. 2025•NewsCOP29: Zusammenarbeit mit IAEO zur Finanzierung neuer Kernenergieprojekte
18. Nov. 2024•NewsIAEO-Generalkonferenz 2024: «Das Ensi steht für eine Stärkung der globalen nuklearen Sicherheit und Sicherung ein»
8. Okt. 2024•NewsMedienmitteilung: Rafael Mariano Grossi beim Nuklearforum
23. Mai 2024•Medienmitteilung