Standortsuche für Zwischenlager in Spanien

Am 29. Dezember 2009 hat die spanische Regierung die Gemeinden aufgerufen, sich binnen einem Monat für die Beherbergung eines Zwischenlagers für ausgediente Brennelemente und hochaktive Abfälle (Almacen Temporal Centralizado de combustible nuclear gastado y residuos radiactivos de alta actividad, ATC) zu bewerben. Bis Anfang Februar 2010 haben 14 Gemeinden ihr Interesse angemeldet, wovon eine ihre Kandidatur wieder zurückzog.

9. Feb. 2010
Illustration des geplanten spanischen Zwischenlagers für ausgediente Brennelemente und hochaktive Abfälle
Illustration des geplanten spanischen Zwischenlagers für ausgediente Brennelemente und hochaktive Abfälle
Quelle: Ministerio de industria, turismo y comercio

Die dreizehn spanischen Gemeinden, die sich als Standorte für das ATC interessieren, liegen laut Handelsministerium in fünf verschiedenen autonomen Regionen des Landes. Das Ministerium veröffentlichte am 5. Februar 2010 eine provisorische Liste, die acht Standorte als vorläufig angenommen aufführt. Es sind dies Albala in der westlichen Region Extremadura, Asco in Katalonien, Melgar de Arriba, Santervas de Campos und Torrubia im nordwestlichen Kastilien-León, Villar de Canas und Yebra im zentralspanischen Kastilien-La Mancha sowie Zarra im östlichen Valencia. Fünf Gemeinden wurden vorläufig abgelehnt, da sie ihre Gesuche zu spät beziehungsweise unvollständig eingereicht hatten.

Das ATC-Projekt umfasst den Bau eines Zwischenlagers für die trockene Lagerung ausgedienter Brennelemente der spanischen Kernkraftwerke und verglaster hochaktiver Abfälle, ein Zentrum zur Erforschung radioaktiver Abfälle, einen Industriepark und eine Wohnsiedlung für die Mitarbeiter. Die benötigte Fläche beträgt rund 20 ha. Das Industrieministerium schätzt die Investitionssumme auf EUR 700 Mio. (CHF 1030 Mio.).

Weiteres Vorgehen

Die Regierung will Anfang März bekannt geben, welche Gesuche definitiv angenommen und welche abgelehnt worden sind. Daraufhin können die betroffenen Bürgermeister innerhalb von zehn Tagen Stellung nehmen. Nach dieser Frist wird die definitive Liste der abgelehnten Gemeinden veröffentlicht und eine 20-tägige Vernehmlassung eröffnet.

ATC «nötig und sicher»

Der sozialistische Ministerpräsident, José Luis Rodriguez Zapatero, erklärte an einer Medienkonferenz am 26. Januar 2010, das ATC sei nötig und sicher: «Es ist die Lösung, die mehrere europäische Länder für ihre nuklearen Abfälle wählen oder bereits gewählt haben». Der Standort des Zwischenlagers, das eine bedeutende wirtschaftliche Investition sei, müsse im Konsens gewählt werden. «Wir haben dazu Zeit», fügte er hinzu. Er nahm so indirekt auf die steigende Polemik rund um die Standortsuche Stellung.

Spanien betreibt acht Reaktoreinheiten, deren Anteil an der Gesamtstromerzeugung rund 18% ausmacht. Die ausgedienten Brennelemente werden derzeit in Nasslagern an den Kernkraftwerk-Standorten zwischengelagert. Schwach- und mittelaktive Abfälle werden seit 1992 zentral im oberflächennahen Langzeitlager El Cabril zusammengeführt. Am gleichen Ort ist Mitte 2008 ein zentrales Lager für sehr schwachaktive Abfälle in Betrieb gegangen.

Die Regierung möchte mit einer Gesetzesrevision ermöglichen, dass die Laufzeit der Kernkraftwerke über 40 Jahre hinaus verlängert werden kann, sofern keine sicherheitsrelevanten Einwände dagegen sprechen.

Quelle

M.A. nach spanischer Regierung, Pressekonferenz, 26. Januar, Foro de la industria nuclear española, Pressemitteilung, 1. Februar, sowie Handelsministerium, Pressemitteilungen, 3. und 5. Februar 2010

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