Tschechien: zwei weitere bevorzugte Standorte für SMR identifiziert

Der staatliche tschechische Energieversorger ČEZ hat Dětmarovice und Tušimice als bevorzugte Standorte für kleinen, modularen Reaktoren (SMR) in Tschechien identifiziert. Der Vorteil der beiden Kohlekraftwerksstandorte ist, dass sie bereits über eine notwendige Infrastruktur und Zulassung zur Stromproduktion verfügen. Mit umfangreichen Erkundungs- und Überwachungsmassnahmen wir nun die definitive Eignung der SMR-Standorte geprüft.

3. März 2023
Ansicht eines SMR
Tschechien plant neben dem Bau eines SMR beim Kernkraftwerksstandort Temelín auch den möglichen Bau zweier weiterer SMR an den Kohlekraftwerksstandorten Dětmarovice und Tušimice. Im Bild eine mögliche Ansicht eines solchen SMR.
Quelle: ČEZ

Am 27. Februar 2023 hat ČEZ bekanntgegeben, dass – zusätzlich zum ersten SMR-Projekt am Standort des Kernkraftwerks Temelín – zwei weitere SMR auch in Dětmarovice und Tušimice gebaut werden könnten. Beides seien Standorte von Kohlekraftwerken, die man in emissionsfreie Standorte umwandeln wolle. Dětmarovice liegt im Osten von Tschechien an der polnischen Grenze und Tušimice im Nordwesten nahe der deutschen Grenze. ČEZ hat gegenüber den Medien erwähnt, dass die SMR an beiden Standorten bereits in der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre fertig gebaut sein und den Betrieb aufnehmen könnten. Der SMR in Temelín, das im Süden des Landes liegt, könnte bereits 2032 in Betrieb gehen.

Bestehende Kraftwerksstandorte bieten den Vorteil, dass die notwendige technische Infrastruktur, Fachkräfte und Genehmigungen zur Stromproduktion bereits vorhanden sind. Deswegen setzt auch Tschechien prioritär auf bestehende Kernkraftwerks- und Kohlestandorte. Gemäss ČEZ sind SMR ein geeigneter Ersatz für stillzulegende Kohlekraftwerke und grosse Wärmekraftwerke zur Stromproduktion und zur Versorgung bestehender Fernwärmenetze. SMR würden aber nicht grosse Leistungsreaktoren ersetzen, sondern diese ergänzen.

Umfassende geologische Standorterkundungen in Dětmarovice und Tušimice
Für den möglichen Bau weiterer SMR analysiere die ČEZ-Gruppe auch bestehende Kraftwerksstandorte wie Prunéřov, Ledvice, Poříčí, Mělník und Dukovany – mit Ausnahme des Kernkraftwerksstandorts Dukovany alles aktuelle Kohlestandorte. Ein SMR-Projekt in Poříčí sei laut Analyse nicht empfehlenswert, da dort in der Nähe «mit ziemlicher Sicherheit eine aktive Verwerfung vorhanden ist», so ČEZ. In Dětmarovice und Tušimice liefen nun bis im Herbst umfangreiche Erkundungs- und Überwachungsarbeiten, um die Standorteignung für einen SMR weiter abzuklären und zu bestätigen.

«Die Erkundungsarbeiten konzentrieren sich in erster Linie auf den Ausschluss aktiver tektonischer Verwerfungen, die Bewertung der Hydrogeologie des Gebiets und die Analyse des Felsuntergrunds», erklärte ČEZ und ergänzte: «Die Umwandlung eines nicht-nuklearen Standorts in einen nuklearen Standort erfordert eine Reihe von Erkundungsmassnahmen, die drei bis fünf Jahre dauern, bevor das Genehmigungsverfahren beginnen kann.»

Technologieanbieter für SMR steht noch nicht fest
«[Temelín] ist ein sehr geeigneter und bewährter SMR-Standort, wie die kürzlich abgeschlossene seismische Spezialmission gezeigt hat», so ČEZ. Investor und Technologieanbieter seien aber noch nicht festgelegt worden. «Die ČEZ-Gruppe hat bereits mit NuScale, GE Hitachi, Rolls Royce, EdF, Westinghouse, KHNP und Holtec eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Bereich der SMR unterzeichnet», so das Unternehmen, das bereit wäre, sich über die Tochtergesellschaft ÚJV Řež an den wissenschaftlichen Forschungsaktivitäten und der Entwicklung des SMR zu beteiligen.

Quelle

B.G. nach ČEZ, Medienmitteilung, 27. Februar 2023

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