USA: Hunderte Kohlestandorte könnten für Kernkraftwerke umgerüstet werden

Hunderte von bestehenden Standorten für Kohlekraftwerke in den USA könnten für Kernkraftwerke umgenutzt werden, was neue Arbeitsplätze schafft, den wirtschaftlichen Nutzen erhöht und die Umweltbedingungen erheblich verbessert. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie im Auftrag des amerikanischen Department of Energy (DOE).

22. Sep. 2022
Der Standort Kemmerer in Wyoming
Laut einer Studie des amerikanischen Department of Energy (DOE) eignen sich viele Standorte mit stillgelegten Kohlekraftwerken für neue Kernkraftwerke und SMRs. Eine solche Umnutzung würde enorme Dekarbonisierungsgewinne sowie greifbare wirtschaftliche, beschäftigungspolitische und ökologische Vorteile für die Gemeinden, in denen diese Anlagen stehen, mit sich bringen. Bild: So könnte der Standort Kemmerer in Wyoming nach dem Umstieg von Kohle- auf Kernkraftwerke aussehen.
Quelle: TerraPower

Der Umstieg von Kohle zu Kernenergie könnte eine beträchtliche Menge an sauberem Strom ins Netz bringen und den USA dabei helfen, ihre Netto-Null-Emissionsziele bis 2050 zu erreichen, folgert die im September 2022 veröffentlichte veröffentlichte DOE-Studie «Investigating Benefits and Challenges of Converting Retiring Coal Plants into Nuclear Plants».

Anhand öffentlich zugänglicher Daten bewerteten die Studienverfasser die Standortmerkmale von Kohlekraftwerken in den USA, die kürzlich stillgelegte wurden oder sich noch in Betrieb befinden, und die von einem Versorgungsunternehmen oder einem unabhängigen Stromerzeuger betrieben werden. Damit wollen sie die Kohlekraftwerksstandorte auf ihre Eignung für die Kernenergie prüfen. Nach der Prüfung dieser Standorte (157 stillgelegte Kohlekraftwerksstandorte und 237 in Betrieb befindliche Kohlekraftwerksstandorte) wiesen 80% die grundlegenden Merkmale auf, die für die Errichtung eines fortgeschrittenen Kenkraftwerks kleinerer Leistung erforderlich seien, so die Studie.

Die Autoren untersuchten zudem die Vorteile und Herausforderungen der Umwandlung stillgelegter Kohlekraftwerksstandorte in Kernkraftwerksstandorte. Die Studie besagt, dass Kosten, Zeitpläne und wirtschaftliche Merkmale von Projekten zum Umstieg von Kohle zu Kernenergie je nach ihren unterschiedlichen Zwecken und Technologien stark variieren werden. Der Bau eines neuen Kernkraftwerks auf einem bestehenden Kohlestandort könnte zu Einsparungen von bis zu 35% gegenüber dem Bau auf der grünen Wiese führen. Die Wiederverwendung der Kohleinfrastruktur für fortgeschrittene Kernreaktoren könnte auch die Kosten für die Entwicklung neuer Nukleartechnologie senken und 15% bis 35% der Baukosten einsparen. Der Übergang von Kohle zu Kernkraft könnte Millionen von Dollar einsparen, indem die elektrische Ausrüstung des Kohlekraftwerks wiederverwendet wird, einschliesslich Übertragungsleitungen und Schaltanlagen, Kühlbecken oder -türmen und ziviler Infrastruktur wie Strassen und Bürogebäuden.

Erster Standort in den USA …
Ende 2021 teilte die Reaktorentwicklerin TerraPower LLC mit, sie habe den Standort Kemmerer im amerikanischen Bundesstaat Wyoming, als bevorzugter Standort für ein Natrium-Kernkraftwerk der neuen Generation ausgewählt. In Kemmerer befindet sich noch ein Kohlekrafwerk mit zwei Blöcken, das 2025 stillgelegt werden soll.

… und Polen ausgewählt
Der polnische Staatssekretär für strategische Energieinfrastruktur, Piotr Naimski, hatte bereits im März 2021 in einem Radiointerview erklärt, dass Polen in Betracht ziehe, am Standort des grössten Kohlekraftwerks Europas – Belchatow – ein Kernkraftwerk zu bauen.

Quelle

M.A. nach NucNet, 14. September 2022, und DOE, «Investigating Benefits and Challenges of Converting Retiring Coal Plants into Nuclear Plants», September 2022

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