Belgien: Tihange-1 endgültig abgeschaltet

Am 30. September 2025 wurde Block 1 des Kernkraftwerks Tihange nach 50 Betriebsjahren vom Netz genommen. Es ist der vierte Kernreaktor, der in Belgien endgültig abgeschaltet wurde. Die Regierung unter Bart De Wever will jedoch die Kernenergie in Belgien wiederbeleben und hofft auf eine Wiederinbetriebnahme von Tihange-1.

2. Okt. 2025
Kernkraftwerk Tihange
Die französische NGO «Les Voix du Nucléaire» bedauert auf X die Abschaltung von Reaktoren in Belgien: «Innerhalb von fünf Jahren hat Belgien 3,8 GW kohlenstoffarme Erzeugungskapazität verloren – obwohl 73% der Bevölkerung die Nutzung der Kernenergie zur Stromproduktion befürworten».
Quelle: Les Voix du Nucléaire via X

Die Abschaltung von Tihange-1 erfolgte am 30. September 2025 um 23:21 Uhr. Der Druckwasserreaktor mit einer Nettoleistung von 962 MW wurde im März 1975 nach einer Bauzeit von rund fünf Jahren in Betrieb genommen – laut Betreiberin Engie-Electrabel «genau rechtzeitig, um die Abhängigkeit Belgiens von Erdöl zu begrenzen».

Belgien wollte ursprünglich aus der Atomenergie aussteigen und alle bestehenden Einheiten bis 2025 abschalten. Ein Bundesgesetz aus dem Jahr 2003 verbot den Bau neuer Kernkraftwerke und begrenzte die Betriebsdauer bestehender Werke auf 40 Jahre. Um das Risiko von Stromausfällen zu vermeiden, erhielt Tihange-1 bereits 2012 die Erlaubnis bis 2025 am Netz zu bleiben. Nach Doel-3 (2022), Tihange-2 (2023) und Doel-1 (Februar 2025) ist Tihange-1 bereits die vierte Druckwassereinheit, die abgeschaltet wurde. Am 30. November 2025 soll auch Doel-2 folgen. Für Doel-4 und Tihange-3 wurde in zähen Verhandlungen mit Engie-Electrabel im Dezember 2023 eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre bis 2035 erzielt.

Regierung klärt weitere Laufzeitverlängerungen ab

Im Mai 2025 kippte das belgische Parlament im Zuge der Energiekrise den und machte damit das Gesetz von 2003 hinfällig. Die im Februar 2025 angetretene Regierung de Wever kündigte damals an, die Kernenergie mit Neubauten und Laufzeitverlängerungen wiederzubeleben. Sie möchte zudem Doel-4 und Tihange-3 nicht nur zehn, sondern zwanzig Jahre länger laufen lassen und Laufzeitverlängerungen bei Tihange-1, Doel-1 und Doel-2 prüfen. Diese Pläne sind vor allem bei Engie-Electrabel auf Ablehnung gestossen, da das Unternehmen dafür die Ressourcen nicht habe und auf erneuerbare Energien setze. Die Abklärungen der Regierung liefen weiter und sogar ein anderer Betreiber als Engie Electrabel wurde diskutiert. Tihange-1 gehört je zur Hälfte der Électricité de France (EDF) und Engie. An Doel-4 und Tihange-3 ist EDF jedoch nur mit rund 10% beteiligt.

Energieminister Mathieu Bihet möchte trotz der erfolgten Abschaltung für Tihange-1 eine zweite Laufzeitverlängerung erhalten. Dies würde umfangreiche Modernisierungsarbeiten bedingen. Er forderte Engie dazu auf, keine irreversiblen Arbeiten an Tihange-1 durchzuführen. Die Regierung sei in Gesprächen mit EDF und Engie. Die eigentliche Stilllegung mit dem Rückbau ist erst 2028 geplant. Um Platz für den Rückbau von Tihange-2 zu schaffen, könnte Engie aber bereits 2026 den Kühlturm von Tihange-1 sprengen. Laut Engie-Electrabel muss eine Laufzeitverlängerung mindestens fünf Jahre im Voraus geplant und gesetzlich geregelt werden. Für das Unternehmen sei eine Laufzeitverlängerung von Tihange-1 zu teuer und nicht machbar. Ebenso seien in der Region zwei neue Gaskraftwerke bereits in Bau.

Quelle

B.G. nach Engie-Electrabel, Website zu Tihange sowie VRT, Bericht zu Tihange, 30. September 2025

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