Europäischer grüner Klimafonds investiert in Kernenergiefirma aus Schweden

Kärnfull Next, der schwedische Projektentwickler für kleine, modulare Reaktoren (SMRs), erhält eine Investition von EUR 2 Mio. Das Geld stammt vom europäischen Climate-Tech-Fonds Climentum Capital und dem in der gesellschaftlichen Entwicklung tätigen schwedischen Granitor Growth Management. Eine Studie zeigt, dass die Finanzierung neuer Kernkraftwerke aus grünen Klimafonds noch nicht vorgesehen ist.

17. Juli 2023
Darstellung des BWRX-300 von GEH
Der schwedische Projektentwickler Kärnfull Next will bis Anfang der 2030er-Jahre den ersten kommerziellen SMR an einem neuen Kernkraftwerkstandort in Schweden in Betrieb nehmen. Es könnte der BWRX-300 von GE Hitachi Nuclear Energy (GEH) sein.
Quelle: GEH

«Die Finanzierung wird die laufenden Vorstudien und Machbarkeitsstudien von Kärnfull Next [zu SMRs in Schweden] stärken und dazu beitragen, die Suche nach neuen SMR-Standorten in ganz Schweden zu beschleunigen», gab Kärnfull Next bekannt – eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Kärnfull Future AB. Angesichts der starken Nachfrage nach SMRs in Schweden sei die gleichzeitige Durchführung mehrerer Projekte von entscheidender Bedeutung. Hintergrund dazu ist, dass das schwedische Parlament am 20. Juni 2023 eine Änderung ihres Energieziels von «100% erneuerbare Energien» auf «100% fossilfreie» Stromversorgung verabschiedet hat, um bis 2045 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Gemäss Medien bedeute dies auch grünes Licht für Kernkraftwerksneubauten, um den steigenden Strombedarf klimafreundlich decken zu können.

«Die sauberste und sicherste Grundlastquelle, die uns heute und in den nächsten Jahrzehnten zur Verfügung steht, ist die Kernspaltung – das müssen wir anerkennen», hielt Malin Carlström fest, General Partner von Climentum Capital, das in Kopenhagen, Stockholm und Berlin ansässig ist. Kärnfull Next betonte: «Die Projekte von Kärnfull Next sind sowohl auf die EU-Taxonomie als auch auf den Energiebedarf Schwedens abgestimmt und liefern saubere, planbare und zuverlässige Energie.» Die jetzt erhaltene Finanzierung sei «einer der ersten Fälle, in denen ein europäischer Klimafonds in Kernenergie investiert. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein für klimaorientierte Investitionen dar.»

Studie: Grossbanken ignorieren Kernenergie als klimafreundliche Technologie
Die Bekanntgabe dieser ersten Investition erfolgte kurz nachdem eine Studie eine Diskrepanz zwischen der EU-Taxonomie und der Bankenpraxis festgestellt hatte. «Trotz ihrer potenziell entscheidenden Rolle bei der Unterstützung einer tiefgreifenden Dekarbonisierung der Weltwirtschaft wird die Kernenergie in der Regel aus den Taxonomien für die Klimafinanzierung von Banken ausgeklammert, oder die Taxonomien sind in dieser Frage unklar», heisst es in dieser Studie des Center of Global Energy Policy der Columbia University vom Juli 2023. Die Autoren überprüften darin die Leitlinien für grüne und nachhaltige Anleihen der 30 global systemrelevanten Banken und kamen zum Schluss, dass keine von ihnen die Kernenergie in ihre Taxonomie für nachhaltige Finanzierungen einbezieht, obwohl die EU letztes Jahr beschlossen hatte, die Kernenergie als nachhaltig einzustufen. Unter ihnen hätten 17 die Kernenergie sogar ausdrücklich aus ihren grünen Finanzierungsmodellen ausgeschlossen.

Quelle

B.G. nach Kärnfull Next, Medienmitteilung, 4. Juli 2023; Reuters, Bericht zu schwedischem Parlamentsbeschluss, 20. Juni 2023; sowie Center of Global Energy Policy der Columbia University, Studie zur Klimafinanzierungstaxonomie, 6. Juli 2023

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