Grossbritannien: Antrag zur Prüfung der SMR-Auslegungen von GE Hitachi und Holtec

In Grossbritannien geht das Rennen um den ersten SMR des Landes weiter: GE Hitachi Nuclear Energy (GEH) hat beim britischen Department for Business, Energy and Industrial Strategy (BEIS) einen Antrag für ein Generic Design Assessment für seinen SMR BWRX-300 gestellt. Holtec wird Anfang 2023 den Antrag für diese standortunabhängige Auslegungsprüfung für seinen SMR-160 stellen. Bereits geprüft wird der Rolls-Royce-SMR.

3. Jan. 2023
SMR-160 von Holtec
Fotorealistische Darstellung des SMR-160, den Holtec auch in Grossbritannien erstellen möchte. Im Rennen um den ersten SMR des Landes sind zudem Rolls-Royce SMR und GE Hitachi Nuclear Energy.
Quelle: Holtec

Beim Generic Design Assessment (GDA) handelt es sich um eine Vorlizenzierung, die auch kleinen modularen Reaktoren (SMR) offensteht. Die Aufsichtsbehörden prüfen während des zirka vier Jahre dauernden Verfahrens die grundsätzliche Zulassungsfähigkeit der standortunabhängigen Anlagenauslegung eines Kernreaktors, der zukünftig in Grossbritannien eingesetzt werden soll (mehr dazu). Seit Mai 2021 steht diese Prüfung auch fortgeschrittenen Nukleartechnologien offen. Bis anhin ist der Rolls-Royce-SMR (ein Druckwasser-SMR) der einzige SMR in Grossbritannien, der zum GDA-Verfahren zugelassen wurde und bei dem die behördliche Prüfung läuft.

Ende Dezember 2022 haben zwei weitere Entwickler von Druckwasser-SMR ihr Interesse am GDA-Verfahren bekundet. Der amerikanische Reaktorhersteller GEH hat beim BEIS bereits ein Gesuch zur Teilnahme für seinen BWRX-300 eingereicht und dies am 20. Dezember 2022 bekanntgegeben. Einen Tag zuvor hat die amerikanische Holtec angekündigt, dass man für den firmeneigenen SMR-160 Anfang 2023 ein GDA-Gesuch stellen werde. Noch steht aber der Entscheid des BEIS aus, ob man den BWRX-300 zur Teilnahme am Verfahren zulässt. Die Druckwasser-Technologie hat sich in den grossen Kernkraftwerken weltweit seit Jahrzehnten bewährt, wodurch Druckwasser-SMR schneller die Technologiereife erreichen können.

Holtec-SMR soll bereits 2028 gebaut werden
Gemäss Holtec will man mit dem Bau des ersten SMR-160 in Grossbritannien bereits 2028 beginnen und beabsichtigt bis 2050 eine Serienproduktion von 32 SMR, die eine Leistung von insgesamt 5,1 GW haben werden. Dadurch wolle man, «zuverlässige und erschwingliche Elektrizität und Wärme für britische Haushalte, Unternehmen und Industriekunden bereitstellen.» Holtec sieht die vollständig passiven Sicherheitsmerkmale des SMR-160, die langjährigen Erfahrungen des Unternehmens als Lieferant für Waren und Dienstleistungen für das britische Druckwasserreaktor-Programm sowie das Mitwirken bekannter Allianzpartner als Vorteile hinsichtlich eines GDA-Prozesses.

Von Bedeutung sei auch, dass man Kernbrennstoff einsetze, der jenem von grossen Reaktoren ähnlich sei. Es gehe jetzt darum vorwärtszumachen, damit man in Grossbritannien in zehn Jahren mit verschiedenen Druckwasserreaktor-Auslegungen kohlenstoffarme Energie bereitstellen und einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten könne. Um finanzielle Unterstützung im Rahmen des Future Nuclear Enabling Fund (FNEF) für eine GDA-Teilnahme zu erhalten, habe Holtec im November 2022 einen entsprechenden Antrag beim BEIS eingereicht. Gemäss Holtec hat man zudem drei potenzielle Standorte für die ersten SMR-160 in Grossbritannien identifiziert. Dabei handle es sich um Trawsfynydd in Wales sowie Heysham und Oldbury in England, die alle bereits Kernkraftwerksstandorte seien.

Holtec will seinen SMR-160 auch in den USA bauen und hat für diesen den Antrag auf Baugenehmigung bei der amerikanischen Nuclear Regulatory Commission (NRC) eingereicht. Ziel sei es, im Jahr 2025 eine Baugenehmigung zu erhalten, erklärte das Unternehmen. In Kanada habe man zudem bei der Vorlizenzierungsprüfung schon die erste von drei Phasen abgeschlossen.

Nicht nur Grossbritannien interessiert sich für den SMR von GEH
Die ambitionierten Pläne Grossbritanniens sehen bis zu 24 Gigawatt aus Kernenergie bis 2050 vor. «GEH ist der Ansicht, dass eine Flotte von SMR BWRX-300 eine wesentliche Rolle bei der Erreichung der Ziele Grossbritanniens bezüglich Dekarbonisierung und Energieversorgungssicherheit spielen könnte», schrieb das Unternehmen. Bei der Vorbereitung des GDA-Antrags habe GEH Unterstützung durch die Firma Jacobs U.K. Ltd. erhalten, die seit 2007 Erfahrungen mit Genehmigungsanträgen in Grossbritannien und auch umfassende Kenntnisse des GDA-Prozesses habe.

Für den SMR von GEH interessieren sich weitere Länder: «Ontario Power Generation (OPG) hat die BWRX-300 SMR-Technologie für einen möglichen Einsatz in Kanada ab 2028 ausgewählt. OPG hat vor kurzem bei der Canadian Nuclear Safety Commission (CNSC) den Antrag auf Erteilung einer Baugenehmigung für den Standort Darlington eingereicht», äusserte sich GEH. Interesse gebe es auch in den USA: «Auch SaskPower und die Tennessee Valley Authority haben die BWRX-300-Technologie für einen möglichen Einsatz ausgewählt. TVA arbeitet derzeit an ihrem Antrag auf Baugenehmigung für den Standort Clinch River und beabsichtigt, diesen Ende 2023 bei der amerikanische Nuclear Regulatory Commission (NRC) einzureichen.»

In Polen sollen nicht nur Druckwasserreaktoren der Generation III und III+, sondern auch SMR gebaut werden. «ORLEN Synthos Green Energy (OSGE) hat das Vorlizenzierungsverfahren eingeleitet, indem es bei der Nationalen Atomenergiebehörde einen Antrag auf Bewertung des BWRX-300 eingereicht hat», so GEH. OSGE plane den Einsatz «einer Flotte von BWRX-300», wobei die erste Einheit bis zum Ende dieses Jahrzehnts in Betrieb genommen werden könnte. Zudem habe GEH in weiteren Ländern Absichtserklärungen und Vereinbarungen geschlossen.

Quelle

B.G. nach Holtec, Medienmitteilung, 19. Dezember 2022; GE Hitachi Nuclear Energy, Medienmitteilung, 20. Dezember 2022; sowie BEIS, Website zur Teilnahme am GDA-Verfahren für fortgeschrittene Nukleartechnologien, Dezember 2022

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